Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

1 Mose 33

[1] Jaakob hob seine Augen und sah, da, Essaw kam und bei ihm vierhundert Mann. Nun verteilte er die Kinder auf Lea, auf Rachel und auf die zwei Mägde, [2] die Mägde mit ihren Kindern tat er voran, Lea und ihre Kinder dahinter, Rachel und Jossef zuhinterst, [3] selber schritt er vor ihnen her. Er verneigte sich siebenmal zur Erde, bis er an seinen Bruder herantrat. [4] Essaw aber lief ihm entgegen, er umarmte ihn, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Und sie weinten. [5] Dann hob er seine Augen und sah die Weiber und die Kinder und sprach: Wer sind diese dir? Er sprach: Die Kinder sinds, die Gott deinem Knecht vergönnt hat. [6] Die Mägde, sie und ihre Kinder, traten herzu und verneigten sich. [7] Auch Lea trat herzu und ihre Kinder und sie verneigten sich. Danach trat Jossef herzu und Rachel und sie verneigten sich. [8] Er sprach: Was hast du vor mit all diesem Lager, auf das ich gestoßen bin? Er aber sprach: Gunst zu finden in den Augen meines Herrn. [9] Essaw sprach: Ich habe viel, mein Bruder, bleibe dein was dein ist. [10] Jaakob sprach: Nimmer doch! möchte ich doch Gunst in deinen Augen gefunden haben, daß du meine Spende aus meiner Hand nehmest. Denn ich habe nun doch einmal dein Antlitz angesehn, wie man Gottheitsantlitz ansieht, und du warst mir gnädig, [11] so nimm denn meine Segensgabe, die dir gebracht worden ist! Gott hat mich ja begünstigt, ich habe ja von allem. Er drang in ihn, und er nahms. [12] Dann sprach er: Laß uns nun aufbrechen und weitergehn, und ich will dir zuseiten gehn. [13] Er aber sprach zu ihm: Mein Herr weiß, daß die Kinder zart sind, und ich habe für die Schafe und Rinder, die säugen, zu sorgen, übertriebe man sie einen Tag, stürben alle Schafe. [14] Schreite doch mein Herr seinem Knecht voran, und ich will hinwandeln nach meiner Gemächlichkeit, im Schritt der Habe vor mir und im Schritt der Kinder, bis ich zu meinem Herrn nach Ssedr komme. [15] Essaw sprach: So will ich dir beistellen von dem Volke, das mit mir ist. Er aber sprach: Wozu das? möge ich nur Gunst in meines Herrn Augen finden! [16] Essaw kehrte am selben Tag seines Wegs nach Ssedr zurück, [17] Jaakob aber zog nach Ssukkot. Er baute sich ein Haus, und für seinen Vieherwerb machte er Hütten. Darum ruft man den Namen des Orts Ssukkot, Hütten. [18] Jaakob kam befriedet in die Stadt Sichem, die im Land Kanaan ist, bei seiner Heimkunft von der Aramäerflur, und lagerte angesichts der Stadt. [19] Er erwarb den Feldanteil, wo er sein Zelt gespannt hatte, von den Söhnen Chamors, des Vaters Schchems, um hundert Lämmerwert. [20] Er errichtete dort eine Schlachtstatt und rief über ihr: Gottheit Gott Jissraels!