Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

2 Könige 5

[1] Naaman, der Heeresoberste des Königs von Aram, war ein großer Mann im Antlitz seines Herrn, gehobenen Antlitzes, denn durch IHN hatte ER Aram eine Sieghilfe gegeben. Und der Mann - heldentüchtig war er - wurde aussätzig. [2] Als einst Aramäer in Streifrotten ausgefahren waren, hatten sie ein kleines Mädchen vom Land Jissrael gefangen, die war vorm Antlitz des Weibes Naamans. [3] Sie sprach zu ihrer Gebieterin: Ach daß doch mein Herr vorm Antlitz des Künders, des in Samaria, wäre! alsdann würde der ihn seinem Aussatz entraffen! [4] Er kam und meldete es seinem Herrn, sprechend: Solcherlei und solcherlei hat das Mädchen, das aus dem Land Jissrael, geredet. [5] Der König von Aram sprach: Geh, komm hin, ich schicke einen Brief an den König von Jissrael. Er machte sich auf den Gang, nahm in seine Hand zehn Barren Silbers, sechstausend Goldgewicht und zehn Wechselgewänder [6] und kam zum König von Jissrael mit einem Brief, der Sprache: .... Jetzt also, sobald dieser Brief zu dir kommt: da schicke ich nun zu dir meinen Diener Naaman, daß du ihn seinem Aussatz entraffest. [7] Es geschah, als der König von Jissrael den Brief gelesen hatte, er riß seine Gewänder ein und sprach: Bin ich ein Gott, daß ich töten und beleben könnte?! denn der schickt ja zu mir, einen Mann seinem Aussatz zu entraffen! erkennt ja denn und erseht doch nur: ja denn, Händel sucht er mit mir! [8] Es geschah aber, als Elischa der Mann Gottes hörte, daß der König von Jissrael seine Gewänder eingerissen hatte, er schickte an den König, zu sprechen: Warum hast du deine Gewänder eingerissen? er komme doch zu mir und erkenne: ja, noch west ein Künder in Jissrael! [9] Naaman kam mit seinen Rossen, mit seinem Wagen, er blieb an Elischas Hauseinlaß stehn. [10] Elischa schickte einen Boten zu ihm hinaus mit dem Spruch: Geh, bade siebenmal im Jordan, dann kehrt dein Fleisch dir wieder, du wirst rein. [11] Naaman ergrimmte, er ging fort und sprach: Nun hatte ich bei mir gesprochen: Zu mir heraus, heraus wird er schreiten, hinstehn, IHN, seinen Gott, mit Namen berufen, seine Hand nach der Stelle schwingen, das Aussätzige hinwegraffen! [12] sind nicht Amana und Parpar, die Ströme von Damaskus, besser als alle Gewässer von Jissrael, kann ich nicht in ihnen baden daß ich rein werde?! Er wandte sich, ging in Zornglut von dannen. [13] Aber seine Diener traten heran und redeten zu ihm, sie sprachen: Hätte wohl etwas Großes der Künder dir aufgeredet, würdest dus nicht tun? wie gar, da er zu dir spricht: Bade und werde rein! [14] Da stieg er hinab, er tauchte siebenmal in den Jordan, nach der Rede des Manns Gottes, und sein Fleisch kehrte wieder, dem Fleisch eines kleinen Knaben gleich, er wurde rein. [15] Da kehrte er zu dem Mann Gottes zurück, er und all sein Troß, kam, stand vor seinem Antlitz und sprach: Nun erkenne ich doch, daß in allem Erdland kein Gott ist als nur in Jissrael! jetzt aber nimm doch eine Segenspende von deinem Diener an! [16] Er sprach: Sowahr ER lebt, vor dessen Antlitz ich bestellt bin: nähme ich etwas an,...! Wie er auch in ihn drang es anzunehmen, er weigerte sich. [17] Naaman sprach: Wo nicht, möge doch deinem Diener eine Maultiergespannslast Ackerschollen mitgegeben werden, denn dein Diener wird nicht anderen Göttern mehr Darhöhung und Schlachtung tun als nur IHM! [18] dies freilich möge ER deinem Diener verzeihn: wann mein Herr in das Rimmonhaus kommt, sich dort niederzuwerfen, und er stützt sich auf meine Hand, werfe ich mich dann im Rimmonhaus nieder, wann er sich im Rimmonhaus niederwirft, möge ER dies deinem Diener verzeihn! [19] Er sprach zu ihm: Geh in Frieden! Als er von ihm eine Meile Landes gegangen war, [20] sprach Gechasi, der Knabe Elischas, des Manns Gottes, zu sich: Nun hat mein Herr diesen Aramäer Naaman geschont, statt von seiner Hand anzunehmen, womit er gekommen war, - sowahr ER lebt, ja denn, ich laufe ihm nach und nehme ihm irgendwas ab! [21] Gechasi jagte Naaman nach. Als Naaman sah, daß ihm einer nachlief, beugte er sich vom Wagen herab ihm entgegen und sprach: In Frieden? [22] Er sprach: In Frieden! Mich schickt mein Herr, zu sprechen: Da sind nun eben jetzt zu mir zwei Knaben vom Gebirg Efrajim gekommen, von den Jungkündern, gib ihnen doch einen Barren Silbers und zwei Wechselgewänder! [23] Naaman sprach: Beliebe, nimm einen Doppelbarren! Er drängte ihn, verschnürte einen Doppelbarren Silbers in zwei Börsen, dazu zwei Wechselgewänder und gabs zweien seiner Knaben, die trugens vor jenem her. [24] Als er an die Böschung kam, nahm ers aus ihrer Hand, und er brachte es im Hause unter, [25] nachdem er die Männer zurückgeschickt hatte und sie gegangen waren. Wie er dann kam und wieder bei seinem Herrn stand, sprach Elischa zu ihm: Woher, Gechasi? Er sprach: Dein Diener ist nicht hierhin noch hiehin gegangen. [26] Er sprach zu ihm: War mein Herz nicht mitgegangen, als der Mann von seinem Wagen sich herumdrehte dir entgegen?! Ists die Stunde, das Silber zu nehmen, Gewänder zu nehmen, Ölbäume, Weingärten, Schafe, Rinder, Dienstknechte, Mägde?! [27] An dir und an deinem Samen hafte jederzeit Naamans Aussatz! Er schritt hinaus von seinem Antlitz, aussatzweiß wie Schnee.