Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 13

[1] Wohl, alles hat mein Auge gesehn, mein Ohr hats gehört und hats vermerkt; [2] eurem Wissen gleich weiß ich auch, ich sinke nicht unter euch ab. [3] Aber ich, zum Gewaltigen will ich reden, mich verlangts, es Gott zu erweisen. [4] Ihr aber seid Lügenkleber, nichtige Ärzte ihr alle. [5] Wer gäbs, ihr möchtet schweigen, schweigen, daß euch das als Weisheit gälte! [6] Hört doch meinen Verweis, lauscht dem Rechten meiner Lippen! [7] Wollt für den Gottherrn ihr Falsches reden, Trügerisches reden für ihn? [8] Wollt ihr ihm das Antlitz erheben oder des Gottherrn Streit führen? [9] Wärs gut, wenn er euch durchforschte? Oder meint ihr, wie man Menschlein narrt, ihn zu narren? [10] Verweisen wird ers euch, verweisen, wenn Erhebung des Antlitzes ihr insgeheim übt. [11] Wird seine Erhebung euch nicht bestürzen, sein Schreck euch nicht überfallen? [12] Euren Denksprüchen ist Asche das Gleichnis, zu Buckeln von Lehm werden die Schildbuckel euch. [13] Schweigt, laßt von mir, ich selber will reden, was immer über mich ergehe, was immer! [14] Ich fasse mein Fleisch mit meinen Zähnen, meine Seele lege ich in meine Hand, - [15] wohl, er mag mich erschlagen, ich harre dessen, jedoch meine Wege will ins Antlitz ich ihm erweisen. [16] Auch das schon ist mir Befreiung, denn ein Entarteter tritt ihm nicht vors Antlitz. [17] Höret, horcht meinem Wort, meine Ansage sei in euren Ohren! [18] Wohl denn, ich habe die Sache gerüstet, ich weiß, daß ich, ich bewahrheitet bin. [19] Wer ists, der mich bestreiten kann? denn nunmehr schwiege ich und verschiede. - [20] Nur zweierlei tu mir nicht an, dann verstecke ich mich nicht dir vorm Antlitz: [21] deine Hand entferne von mir, dein Schrecken darf nimmer mich ängsten. [22] So rufe, und ich, ich entgegne, oder ich rede, und du antworte mir! [23] Wie viele sind meiner Fehle und Sünden? meine Abtrünnigkeit, meine Versündung lasse mich wissen! [24] Warum versteckst du dein Antlitz und erachtest für deinen Feind mich? [25] Willst ein verwehtes Blatt du scheuchen oder eine dürre Stoppel jagen, [26] daß du Verbitterungen mir anschreibst, Verfehlungen meiner Jugend mich lässest erben, [27] die Füße mir in den Block legst, beobachtest all meine Pfade und zeichnest dich meinen Fußwurzeln ein? [28] Der da, wie Moder zerfällt er, wie ein Kleid, das die Motte fraß, -