Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 17

[1] Mein Geist ist zermürbt, meine Tage verschwelen, für mich ist der Gräberplatz. [2] Ists nicht so: Witzlinge sind mir beigetan, auf ihrem Getrotz muß mein Auge weilen. [3] Setze doch ein, bürge für mich bei dir, wer sonst möchte Handschlag mir leisten! [4] Denn ihr Herz hast du vorm Begreifen geborgen, deshalb darfst du sie nicht erhöhen. - [5] Für einen Anteil zeigt einer Genossen an und die Augen seiner Söhne verschmachten? [6] Er hat mich zum Gleichnis für Völker gestellt, zu einem ins Antlitz Bespienen bin ich geworden. [7] Ermattet ist mein Auge vor Gram, all meine Glieder sind schattengleich. [8] Drüber erschaudern die "Geraden", der "Unsträfliche" erregt über den "Entarteten" sich: [9] Der "Bewährte" hält an seinem Weg fest, der "an Händen Lautre" fügt sich Stärke noch zu. [10] Jedoch sie alle...! Kommt doch wieder heran, ich werde unter euch einen Weisen nicht finden. - [11] Meine Tage sind dahingegangen, meine Strebungen sind zertrennt, die Wünsche meines Herzens. [12] Die da wollen die Nacht zum Tag machen: "Licht ist nah - von der Finsternis weg!" [13] Erhoffte ich etwas, wärs die Gruft als mein Haus, daß ich mein Lager in der Finsternis bette, [14] zur Grube rufe: "Mein Vater bist du", "Meine Mutter!" und "Meine Schwester!" zum Gewürm. [15] Wo wäre somit meine Hoffnung? Meine Hoffnung, wer kann sie erspähn? [16] Als ein Stück von mir sinkts in die Gruft, mitsammen im Staube zu ruhn.«