Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hosea 10

[1] Ein verwildernder Weinstock ist Jissrael, mit Frucht verfährt es sich selber gleich: ebenwie seiner Frucht mehr wird, läßt es mehr an Schlachtstätten werden, ebenwie sein Land wohlgerät, lassen Standmale sie wohlgeraten, - [2] abteilig ist ihr Herz. Jetzt müssen sies büßen: Er selber bricht ihren Schlachtstätten das Genick, gewaltigt die Standmale ihnen. [3] Ja, jetzt sprechen sie: »Haben wir keinen König?« - wenn IHN wir nicht fürchten, der König da, was kann der für uns tun! [4] Sie reden Gerede, Wahn beeidend, Bündnis schließend, nun schießt Gericht auf wie Giftkraut auf den Rainen des Gefilds. [5] Um das Kälberzeug im Hause des Args bangt Samariens Bewohnerschaft, ja, schon trauert um es sein Volk, um es wandeln seine Pfaffen im Bittgang, um seinen Ehrenschein, daß er wegwandern soll. [6] Auch es wird nach Assyrien gebracht, eine Spende für König Streithans. Efrajim nimmt Beschämung dahin, seines Ratschlags muß sich Jissrael schämen. [7] Geschweigt wird Samarien, sein König ist wie ein Span auf der Fläche des Wassers. [8] Vertilgt werden die Koppen des Args, der Sündenplatz Jissraels, über seine Schlachtstätten steigt Dornicht und Stachelstrauch. Sie sprechen zu den Bergen: Bedeckt uns!, zu den Hügeln: Fallt über uns! [9] Seit den Tagen von Giba, der »Hügelstadt«, sündigst du, Jissrael, - dort sind sie stehengeblieben. Soll sie nicht wie in Giba erreichen der Krieg wider die Söhne der Falschheit [10] nach meiner Begier, daß ich sie züchtigen kann - herangeholt werden wider sie Völker, wann ich sie züchtige - für ihre zwiefachen Verfehlungen? [11] Efrajim war eine angelehrte Kalbe, die einherzutraben liebt, ich selber strich ihr dann über ihren schönen Nacken. Anschirren will ich Efrajim nun, pflügen soll Jehuda, furchen Jaakob für sich. [12] Säet euch zur Bewährung, erntet nach Holdsinns Geheiß, erackert euch einen Acker, und so ists an der Zeit IHN zu suchen, bis er kommt und die Wahrheit euch weist. [13] Eingepflügt habt ihr den Frevel, Verfälschung habt ihr geerntet, die Frucht gegessen der Heuchelei. Ja, sicher hast du dich gemeint durch deinen Zug, durch die Menge deiner Helden, [14] doch ein Tosen erhebt wider dein Volk sich, und all deine Festungen werden gewaltigt - wie Schalman gewaltigte Bet-Arbel - am Tage der Schlacht: Mutter über Kindern zerschmettert! [15] Solches hat euch Bet-El getan, das »Gotteshaus«, der Bosheit eures Böstreibens wegen, - mit dem Morgengrauen dann geschweigt ist er, geschweigt, Jissraels König.