Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 44

[1] Des Chormeisters, von den Korachsöhnen, eine Eingebungsweise.. [2] Gott! Mit unsern Ohren haben wirs gehört, unsre Väter habens uns erzählt, Werk, das du wirktest in ihren Tagen, in den Tagen von voreinst. [3] Du selbst, deine Hand, hast Stämme enterbt, sie aber eingepflanzt, hast Nationen zerschellt, sie aber ausgeschickt. [4] Nicht mit ihrem Schwert ja ererbten das Land sie, ihr Arm, nicht befreite er sie, sondern deine Rechte, dein Arm und deines Antlitzes Licht. Ja, du hast sie begnadet. [5] Du bist es, mein König, o Gott - entbiete Jaakobs Befreiungen! [6] Mit dir rammen wir unsre Bedränger, mit deinem Namen zerstampfen wir die wider uns Erstandnen. [7] Ja, nicht mit meinem Bogen sichre ich mich, mein Schwert, nicht wirds mich befrein, [8] du ja befreist uns von unsern Bedrängern, unsre Hasser lässest zuschanden du werden. [9] Gottes preisen wir uns all den Tag, in Weltzeit danken wir deinem Namen. / Empor! / [10] Wohl, du hast uns verworfen und hast uns Schimpf angetan, zogst in unsern Scharen nicht aus, [11] triebst uns vor dem Bedränger zurück, daß sich vollplünderten unsere Hasser, [12] gabst wie Schafe uns hin, die als Fraß gehn, unter die Erdstämme worfeltest du uns, [13] verkauftest dein Volk für ein Ungeld, nicht steigertest du ihren Preis, [14] machtest unsern Anwohnern aus uns einen Hohn, Spott und Posse denen rings um uns her, [15] machtest ein Gleichnis aus uns unter Stämmen, ein Kopfschütteln unter Nationen. [16] All den Tag ist mir mein Schimpf gegenwärtig, die Schamröte meines Antlitzes hüllt mich, [17] vor der Stimme des Höhners und Hudlers, vor des Feindes, des Rachsüchtigen Antlitz. [18] All dies ist gekommen an uns, und doch haben wir dein nicht vergessen, nicht gelogen haben wir deinem Bund. [19] Nicht wich zurück unser Herz, bog von deinem Pfad ab unser Schritt, [20] wenn du uns ducktest am Ort der Schakale, uns umhülltest mit Todesschatten. [21] Hätten wir des Namens unsres Gottes vergessen, zu fremder Gottheit unsre Hände gebreitet, [22] würde Gott dieses nicht erforschen? er kennt ja die Heimlichkeiten des Herzens. [23] Ja, um dich werden all den Tag wir gewürgt, wie Schafe für die Schlachtbank geachtet. [24] Rege dich! warum schläfst du, mein Herr! erwache! nimmer verwirf uns in die Dauer! [25] warum versteckst du dein Antlitz, vergissest unsre Not, unsre Umklammrung! [26] Unsre Seele ist ja gesenkt in den Staub, unser Leib klebt am Boden. [27] Steh auf zur Hilfe uns! gilt uns ab deiner Huld zu willen!