Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 58

[1] Des Chormeisters, »Verderbe nimmer«, von Dawid, ein Sühngedicht. [2] Treulich: redet ihr, Gottwesen, Wahrspruch? richtet ihr mit Geradheit die Menschenkinder? [3] Vielmehr herzhaft wirkt ihr Verfälschung, im Land wägt ihr die Unbill eurer Hände dar! - [4] Abgefremdet sind die Frevler vom Schoß an, vom Mutterleib an abgeirrt die Redner der Täuschung. [5] Ein Gift haben sie, dem Schlangengift ähnlich, sind gleich der tauben Otter, die ihr Ohr verstockt, [6] welche nicht hört auf die Stimme der Zaubrer, des erzklugen Haftbannhefters. [7] - Gott, zermalme ihnen die Zähne im Mund, das Gebiß der Leuen zerkrache, DU! [8] Sie sollen zerrinnen wie Wasser, die sich verlaufen! - Spanne der nur, wie gekappt sind seine Pfeile! [9] Wie die Schnecke verrinnt, muß er zerlaufen! - Fehlgeburt des Weibes, schaun sie die Sonne nie! [10] Eh sies merken, eure Stacheln des Wegdorns: ob er lebensfrisch ob ausgedörrt ist, schon hats ihn hinweggestürmt. [11] Freuen soll sich der Bewährte, denn er hat Ahndung geschaut, er darf seine Tritte baden im Frevlerblut. [12] Sprechen wird der Mensch: Gewiß, Frucht ist dem Bewährten, gewiß, Gottheit west, im Erdlande richtend!