Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 1

[1] Gleichsprüche Schlomos Sohns Dawids, Königs von Jissrael, [2] zu erkennen Weisheit und Zucht, zu verstehn der Verständigkeit Reden, [3] anzunehmen Zucht der Besinnung, Wahrhaftigkeit, Gerechtsein, Geradnis. [4] Um den Einfältigen Klugheit zu geben, dem Jüngling Kenntnis und Erwägung, [5] hörs der Weise und mehre Vernunft, der Verständige, Lenkungskünste erwerb er, - [6] Gleichspruch und Andeutung verstehen zu machen, der Weisen Worte und ihre Rätsel. [7] SEINE Furcht, Anfang ists der Erkenntnis, der Weisheit und Zucht, die die Narren verachten. [8] Höre, mein Sohn, die Zucht deines Vaters, verstoße nimmer die Weisung deiner Mutter! [9] Denn ein Kranz, gunstverleihend, sind sie deinem Haupt, ein Kettengeschmeid deinem Hals. [10] Mein Sohn, locken Sünder dich, nimmer willige ein! [11] Sprechen sie: »Geh mit uns, wir wollen lauern auf Blut, dem Unsträflichen nachstellen grundlos, [12] wie das Gruftreich sie lebend verschlingen, sie ganz, als wenn zur Grube sie sänken, [13] kostbare Habe finden wir allerart, füllen unsre Häuser mit Raub, [14] in unsre Mitte wirfst du dein Los, Ein Beutel ist unser aller!« - : [15] mein Sohn, des Wegs geh nimmer mit ihnen, hemme deinen Fuß vor ihrem Steig, [16] wenn ihre Füße laufen zum Bösen, eilen, Blut zu vergießen! [17] Ja, grundlos ist das Netz gespannt allen Flügelwesen in die Augen, [18] sie aber, auf ihr eigenes Blut lauern sie, stellen den eigenen Seelen nach. [19] So sind die Pfade jedes, der Ausbeutung beutet: ihrem Herrn nimmt die die Seele. [20] Die hohe Weisheit klagt auf der Gasse, über die Plätze gibt ihre Stimme sie hin, [21] zuhäupten der lärmenden Straßen ruft sie, in den Einlässen der Tore in der Stadt redet sie ihre Reden: [22] »Bis wann noch, Einfältige, wollt die Einfalt ihr lieben, haben Dreiste an der Dreistigkeit Gefallen, hassen Toren Erkenntnis, [23] kehrt ihr von meiner Rüge euch ab! Nun lasse sprudeln ich auf euch meinen Geist, kund mache ich euch meine Worte. [24] Weil ich rief und ihr weigertet euch, ich meine Hand streckte und kein Merkender war, [25] und ihr fahren ließet all meinen Rat, meiner Rüge nicht willig wart, [26] werde auch ich bei eurem Unheil lachen, höhnen, wann eure Schrecknis kommt, [27] wann wie Verheerung kommt eure Schrecknis und euer Unheil rennt heran wie der Sturm, wann Angst und Drangsal kommt über euch. [28] Sodann werden sie mich rufen, aber antworten werde ich nicht, werden sie herbeisehnen mich, aber werden mich nicht finden. [29] Dafür daß sie haßten Erkenntnis und SEINE Furcht nicht erwählten, [30] meinem Rat nicht willig waren, all meine Rüge verschmähten, [31] mögen sie dann essen von der Frucht ihres Wegs, an ihren Ratschlägen ersatten! [32] Denn die Abkehr der Einfältigen erwürgt sie, die Zufriedenheit der Toren macht sie schwinden. [33] Wer aber auf mich hört, der wohnt sicher, sorglos vor der Schrecknis des Bösgeschicks.«