Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 13

[1] Ein weiser Sohn, das ist die Zucht des Vaters, aber ein Dreister hört nicht die Schelte. [2] Was der Mund eines Mannes fruchtet, davon genießt er des Guten, aber die Seele der Tückischen ist Unbill. [3] Wer seinen Mund wahrt, behütet seine Seele, wer seine Lippen aufsperrt, dem wird der Sturz. [4] Drauf los wünscht, wo nichts da ist, seine Seele: das ist der Faule, aber die Seele der Fleißigen gedeiht. [5] Die Sache der Lüge haßt der Bewährte, aber der Frevler will nur anrüchig und schmählich machen. [6] Bewährung bewacht ihn, dessen Weg schlicht ist, aber Frevelei unterwühlt die Sünderbahn. [7] Mancher stellt sich reich, und gar nichts ist da, stellt sich arm, und der Habe ist viel. [8] Deckung für jemands Seele kann sein Reichtum werden, aber arm wird, wer die Schelte nicht hört. [9] Das Licht der Bewährten frohlockt, aber die Lampe der Frevler verschwelt. [10] Bei Vermessenheit ergibts nur Gerauf, mit den Beratsamen aber ist Weisheit. [11] Dunsterworbne Habe wird wenig, aber sein, der handweise stapelt, wird viel. [12] Hingezogne Erwartung macht das Herz krank, aber ein Lebensbaum ists, wenns kommt, was man wünschte. [13] Wer das Wort mißachtet, bleibt ihm verpfändet, wer das Gebot fürchtet, dem wird vergolten. [14] Des Weisen Lehre ist Born des Lebens, um auszuweichen den Schlingen des Tods. [15] Guter Sinn ergibt Gunst, aber der Weg der Tückischen wird eine urständige Flut. [16] Der Kluge handelt überall kundig, aber der Tor entfaltet die Narrheit. [17] Ein frevelhafter Bote fällt ins Böse, aber ein getreuer Werber ist Heilung. [18] Armut und Schimpf: wer die Zucht fahren läßt, wer aber die Rüge hütet, wird geehrt. [19] Darf geschehn, was man wünscht, ists der Seele süß, aber Greuel den Toren ist weichen vom Bösen. [20] Wer mit Weisen umgeht, wird weise, wer bei Toren sich barg, dem gehts bös. [21] Den Sündern nachjagt das Böse, aber den Bewährten vergilt sich das Gute. [22] Der Gute übereignet den Kindeskindern, aber aufgespart dem Bewährten ist die Habe des Sünders. [23] Viel Speise ist im Ackern der Armen, aber manches wird entrafft durch Ungerechtigkeit. [24] Wer mit seinem Stecken kargt, haßt seinen Sohn, wer ihn liebt, bereitet ihm Zucht. [25] Der Bewährte ißt, bis seine Seele satt ist, aber dem Bauch der Frevler mangelts immer.