Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 5

[1] Mein Sohn, merke auf meine Weisheit, meiner Verständigkeit neige dein Ohr, [2] Erwägungen zu hüten, daß deine Lippen Erkenntnis wahren. [3] Denn Seim träufeln der Fremdbuhle Lippen, glätter als Öl ist ihr Gaum, [4] aber am Ende ist sie bitter wie Wermut, scharf wie ein doppelschneidiges Schwert. [5] Ihre Füße steigen nieder zum Tod, am Gruftreich haften ihre Schritte. [6] Weil du sonst auf ebnen Lebenspfad könntest streben, schwanken ihre Geleise: du kannst nichts erkennen.« [7] Und nun, Söhne, höret auf mich, weicht nimmer von den Reden meines Mundes! [8] Führe fern von ihr ab deinen Weg, nahe nimmer dem Einlaß ihres Hauses, [9] sonst mußt du deine Hehre anderen geben, einem Grausamen deine Jahre, [10] sonst sättigen sich an deiner Kraft Fremde und in eines Ausheimischen Haus ist dein Fleiß, [11] und du stöhnst um dein Ende, wann dein Fleisch und dein Leib sich verzehrt, [12] und du sprichst: »Ach, wie habe Zucht ich gehaßt und verschmäht hat mein Herz die Rüge, [13] daß ich auf meiner Unterweiser Stimme nicht horchte und meinen Lehrern nicht neigte mein Ohr, - [14] in alles Böse schier bin ich geraten inmitten von Gesamt und Gemeinde!« [15] Trink Wasser aus deiner eignen Zisterne, Rinnendes aus deiner Brunnenmitte. [16] Sollen deine Quellen nach außen überfließen? auf die Gassen die Wassergräben? [17] Sie sollen für dich allein sein, für Fremde nie neben dir. [18] Dein Born sei gesegnet! Freue dich an dem Weib deiner Jugend, [19] der lieblichen Hinde, der gunstreizenden Gemse, an ihrer Minne darfst du allzeit dich letzen, stets taumeln in ihrer Liebe. [20] Und warum, mein Sohn, wolltest an der Fremden du taumeln, der Ausheimischen Brust umschlingen! [21] Gestreckt vor SEINEN Augen ja sind jedermanns Wege, ebenmäßig schaut er all seine Gleise. [22] Die eignen Verfehlungen fangen den Frevler, er wird von den Stricken seiner Sünde gehalten, - [23] der stirbt, weil er keine Zucht hat, in der Fülle seiner Narrheit taumelt er hin.