Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

2 Samuel 11

[1] Es geschah zur Wiederkehr des Jahrs, zu der Zeit, als damals die Boten ausgezogen waren: Dawid sandte Joab und seine Dienstleute mit ihm und alles Jissrael, sie verderbten das Ammonssöhneland, sie engten den Großort ein, Dawid aber verweilte in Jerusalem. [2] Es geschah nun zur Abendzeit: Dawid erhob sich von seinem Lager, er erging sich auf dem Dach des Königshauses, da sah er vom Dach aus ein badendes Weib, das Weib war sehr schön anzusehn. [3] Dawid sandte aus und ließ nach dem Weibe forschen. Man sprach: Ist das nicht Batscheba Tochter Eliams, das Weib Urijas des Chetiters? [4] Dawid sandte Boten, er ließ sie nehmen, sie kam zu ihm, und er lag bei ihr, - sie hatte sich eben von ihrer Bemakelung neugeheiligt - , dann kehrte sie in ihr Haus zurück. [5] Das Weib wurde schwanger, sie sandte und ließ es Dawid melden, sie sprach: Schwanger bin ich. [6] Dawid sandte zu Joab: Sende Urija, den Chetiter, zu mir. Joab sandte Urija zu Dawid. [7] Als Urija zu ihm kam, fragte ihn Dawid, ob es um Joab befriedigend stehe, ob es ums Volk befriedigend stehe, ob es um den Kampf befriedigend stehe, [8] dann sprach Dawid zu Urija: Steig hinab zu deinem Haus und laß dir die Füße baden. Urija zog aus dem Haus des Königs, hinter ihm her zog eine Auftragung der Königstafel, [9] aber Urija legte sich an den Einlaß des Königshauses, mit allen Dienern seines Herrn, er stieg nicht zu seinem Haus hinab. [10] Man meldete es Dawid, sprechend: Urija ist nicht zu seinem Haus hinabgestiegen. Dawid sprach zu Urija: Kommst du nicht von einem Weg? weshalb bist du nicht zu deinem Haus hinabgestiegen? [11] Urija sprach zu Dawid: In Hütten weilen der Schrein und Jissrael und Jehuda, auf der Fläche des Feldes sind mein Herr Joab und meines Herrn Diener gebettet, und ich, ich sollte in mein Haus kommen, zu essen, zu trinken, bei meinem Weib zu liegen! sowahr du lebst, sowahr deine Seele lebt: täte ich diese Sache, ...! [12] Dawid sprach zu Urija: Verweile hierselbst auch den heutigen Tag, morgen entsende ich dich zurück. Urija verweilte in Jerusalem an jenem Tag. Am morgenden [13] berief ihn Dawid, daß er vor ihm esse und trinke, er berauschte ihn. Des Abends zog er von hinnen, bei den Dienern seines Herrn auf seinem Lager zu liegen, zu seinem Haus stieg er nicht hinab. [14] In der Frühe geschahs dann: Dawid schrieb einen Brief an Joab und sandte ihn durch die Hand Urijas, [15] im Brief aber schrieb er, sprach: Bringt den Urija scharf an den stärksten Kampf und kehrt euch hinter ihm ab, daß er erschlagen werde und sterbe. [16] So geschahs: Als Joab die Stadt beobachtet hatte, gab er Urija an den Platz, von dem er wußte, daß dort tüchtige Männer waren. [17] Als dann die Männer der Stadt heraus zogen und mit Joab kämpften, fiel mancher vom Volk, von Dawids Dienstleuten, auch Urija der Chetiter starb. [18] Joab sandte aus und ließ Dawid allen Sachbericht des Kampfes melden, [19] er befahl dem Boten, sprechend: Wenn du allbereits allen Sachbericht des Kampfes dem König berichtet hast, [20] es geschieht aber so: die Zornglut des Königs fährt auf, er spricht zu dir: Weshalb seid ihr an die Stadt gerückt um zu kämpfen?! habt ihr nicht gewußt, daß man von der Mauer herunter zu schießen pflegt? [21] wer hat Abimelech Sohn Jerubboschets erschlagen, wars nicht ein Weib, das auf ihn her einen Läufer-Mühlstein von der Mauer herabsandte, daß er sterben mußte, in Tebez? warum seid ihr an die Mauer gerückt? - dann sprich: Gestorben ist auch dein Diener Urija der Chetiter. [22] Der Bote ging, kam hin, meldete Dawid erst alles, womit Joab ihn ausgesandt hatte, [23] dann sprach der Bote zu Dawid: Ja denn, die Männer waren uns übermächtig, sie zogen heraus ins Feld, auf uns los, wir waren an ihnen, bis an den Einlaß des Tors, [24] aber die Schützen über der Mauer schossen auf deine Diener herab, manche von den Dienern des Königs mußten sterben, gestorben ist auch dein Diener Urija der Chetiter. [25] Dawid sprach zum Boten: So sprich zu Joab: Laß derlei Sache deine Augen nimmer erbosen, denn derart, derart frißt eben das Schwert, verstärke deinen Kampf gegen die Stadt und zertrümmere sie! Bestärke ihn nur! [26] Als Urijas Weib hörte, daß Urija ihr Mann gestorben war, ließ sie ihren Eheherrn bejammern. [27] Als aber die Trauer vorbei war, sandte Dawid, er ließ sie in sein Haus einholen, sie wurde sein Weib, sie gebar ihm einen Sohn. Aber SEINE Augen erboste die Sache, die Dawid getan hatte.