Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 32

[1] Jene drei Männer hatten aufgehört, Ijob zu entgegnen, bewahrheitet war er ja in seinen Augen. [2] Nun aber entflammte der Zorn Elihus Sohns Berachels Sohns Busis, von der Ramsippe, wider Ijob entflammte sein Zorn, daß der seine Seele eher als Gott bewahrheitet meinte, [3] und wider die drei Genossen entflammte sein Zorn, daß sie eine Entgegnung nicht fanden, Ijob zu schuldigen. [4] Elihu hatte aber mit Rede Ijob zugewartet, denn älter als er waren sie an Tagen. [5] Nun sah Elihu, daß keine Entgegnung im Mund der drei Männer war, und sein Zorn entflammte. [6] Elihu Sohn Berachels entgegnete, er sprach: »Jung bin ich an Tagen und ihr seid Greise, darum habe ich mich verkrochen, ich fürchtete, mein Wissen euch anzusagen, [7] ich sprach zu mir: die Tage sollen reden, die Vielheit der Jahre Weisheit kundtun. [8] Jedoch, der Geist ists im Menschlein, der Odem des Gewaltigen, der sie merken heißt, [9] nicht eben die Vielzeitigen sind weise und eben die Alten merken das Recht! [10] Deshalb spreche ich: Höre mich an! Ansagen will auch ich mein Gewußtes. [11] Wohl, ich habe eurer Reden geharrt, habe gelauscht auf eure Merksamkeit, auf daß ihrs erforschtet in Worten. [12] Ich habe auf euch gemerkt, und wohl, da ist keiner, ders Ijob erwiese, von euch, der entgegnete seinen Sprüchen! [13] Nun möchtet etwa ihr sprechen: "Wir haben Weisheit befunden, der Gottherr mag ihn verwehn, nicht ein Mann!" [14] Gegen mich hat er nicht Worte gerüstet, mit euren Sprüchen antworte ich ihm nicht! - [15] Eingeschüchtert sind sie, haben nichts mehr entgegnet, von sich die Worte hinweggerückt [16] [noch harrte ich, denn sie redeten nicht, denn sie standen und entgegneten nichts.] [17] Entgegnen will auch ich meines Teils, auch ich ansagen mein Gewußtes. [18] Denn ich bin der Worte voll, der Geist mir im Innern bedrängt mich. [19] Wohl, wie uneröffneter Wein ist mein Innres, wie neue Schläuche ist es am Bersten, [20] reden muß ich, daß geräumig mir werde, meine Lippen öffnen, entgegnen. [21] Nimmer doch kann ich jemand das Antlitz erheben, nie lobhudeln kann ich einen Menschen, [22] denn ich weiß nichts von Lobhudelei - leicht trüge mich hinweg, der mich machte.