Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 39

[1] Erkennst die Frist du aus für der Felsenböcke Geburt, bewachst das Kreißen der Hinden, [2] zählst die Monate ab, die sie füllen, daß die Frist du kennest ihrer Geburt [3] - sie kauern, lassen ihre Jungen sie spalten, werfen ab ihre Wehen, [4] ihre Kinder erstarken, werden groß im Gefild, ziehn davon, kehren zu ihnen nicht wieder - ? [5] Wer hat das Zebra in die Freiheit entsandt, und des Wildesels Bande, wer hat sie gelöst, [6] dem ich die Steppe als Haus verlieh, als Wohnung den Salzboden ihm, [7] - er verlacht das Getümmel der Stadt, das Lärmen des Treibers, er hörts nicht, [8] er erspürt sich die Berge als Weide und durchforscht sie nach allerhand Grün - ? [9] Wird der Wisent willig sein dir zu dienen, wird er nächtigen an deiner Krippe? [10] knüpfst den Wisent du an die Furche seines Seils oder reißt er Täler hinter dir auf? [11] bist du sein sicher, daß sein Kraftgewinn groß ist, überlässest du ihm deine Mühe, [12] vertraust du ihm, daß er deine Saat wiederbringt und heimst sie dir in die Tenne? [13] - Lustig schlägt der Fittich der Straußin, ist ihre Schwinge drum wie des Storchs und des Falken? [14] Sie übergibt ja ihre Eier dem Erdreich, läßt sie erwarmen im Staub [15] und vergißt, daß sie ein Fuß kann zerdrücken, das Wild des Feldes zertreten, [16] hart hält sie ihre Kinder als nicht ihre [Ins Leere die Müh? Ohne Bangnis!], [17] denn Gott hieß sie der Klugheit vergessen, nicht ließ er sie Anteil an der Merksamkeit haben. [18] Zur Zeit doch, da in die Höhe sie schnellt, lacht des Rosses sie und seines Reiters. - [19] Gibst dem Roß du die Mächtigkeit, bekleidest seinen Hals mit Geflatter? [20] lässest du wie der Heuschreck ihn schüttern, Ängstigung die Hehre seines Schnaubens? [21] [Sie scharren im Tal, jedes kraftentzückt, nun ziehts aus, der Waffnung entgegen, [22] es verlacht den Schrecken, es zagt nicht, es kehrt vor dem Schwerte nicht um, [23] über ihm klirrt der Köcher, das Lodern von Lanze und Speer, [24] mit Geschütter und Getob schlürfts den Boden es auf, erst trauts nicht, daß das Horn schon erschallt, [25] dann, bei jedem Hornstoß, sprichts: "Hui!" und von ferne witterts den Kampf, der Heerfürsten Donnerruf und das Geschmetter.] [26] Schwingt durch deine Merksamkeit der Falke sich auf, breitet seinen Fittich gen Süden? [27] geschieht auf dein Geheiß der Emporflug des Adlers und daß er hoch seinen Horst baut? [28] [Am Fels nimmt er Wohnung und nächtigt, auf Felsenzacke und steiler Warte, [29] dorther erspäht er sich Fraß, seine Augen blicken fernhin, [30] seine Nestlinge schlucken Blut, und wo Durchbohrte sind, dort ist er.]«