Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 40

[1] ER entgegnete Ijob weiter, er sprach: [2] »Will mit dem Gewaltigen streiten der Tadler? Der Gott verweist, entgegnet er drauf?« [3] Ijob entgegnete IHM, er sprach: [4] »Wohl, ich bin zu gering, - was antworte ich dir! Ich lege meine Hand auf meinen Mund. [5] Einmal habe ich geredet und entgegne nicht mehr, zweimal, und nichts füge ich hinzu.« [6] ER aber entgegnete Ijob aus dem Sturme, er sprach: [7] »Gürte doch wie ein Mann deine Lenden, ich frage dich und du lasse michs kennen. [8] Willst du gar mein Recht zerbröckeln, mich schuldigen, damit du bewahrheitet seist? [9] Und hast du einen Arm gleich des Gottherrn, kannst du donnern in einem Schalle gleich ihm? [10] Schmücke dich mit Stolz und Erhabenheit doch, in Hehre und Glanz gewande dich! [11] Lasse die Wallungen deines Zorns überströmen, sieh alles Stolze an und erniedre es, [12] sieh alles Stolze an, bezwings, zerstampfe die Schuldigen an ihrer Statt, [13] scharre sie zusamt in den Staub, steck ihr Antlitz noch in die Scharrung! [14] So wollte auch ich dich rühmen, daß dich deine Rechte befreit hat. [15] Da ist doch das Urtier, das ich machte, dir bei, Gras frißt es wie das Rind. [16] Da ist doch seine Kraft in seinen Lenden, seine Stärke in den Strängen seines Bauchs! [17] Es steift seinen Schwanz zederngleich, die Sehnen seiner Schenkel sind verflochten, [18] seine Gebeine sind Röhren von Erz, seine Knochen Eisenstangen gleich. [19] Das ist der Erstling auf den Wegen des Gottherrn, der es machte, reichte sein Schwertgebiß ihm. [20] Ja denn, Berge tragen Futter ihm zu, - alles Wild des Feldes, sie können dort spielen. [21] Unter Lotosgebüsch legt es sich nieder, im Versteck von Schilf und Sumpf, [22] Lotosbüsche beschirmen es schattend, die Weiden des Bachs umringens. [23] Preßt der Strom es, hastet es nicht, es bleibt sicher, wenn ihm der Jordan ans Maul dringt. [24] Das hole, ihm in die Augen, sich einer, durchloche mit Pflöcken ihm die Nase! [25] Willst du den Lindwurm am Hamen ziehn, mit dem Seil ihm die Zunge senken, [26] die Binse an die Nase ihm legen, mit dem Dorn seine Backe durchstechen? [27] Wird er vielfach dich anflehn um Gunst oder Zärtliches zu dir reden? [28] Wird er einen Bund mit dir schließen, daß du ihn auf die Dauer zum Knecht nimmst? [29] Willst wie mit einem Vöglein du mit ihm spielen, für deine Mädchen anbinden ihn? [30] Sollen um ihn die Gefährten feilschen, soll man ihn unter die Kanaankrämer zerstücken? [31] Willst du die Haut mit Stacheln ihm spicken, den Kopf ihm mit Fischharpunen? [32] Lege mal an ihn deine Hand, nimmer wirst an Kampf du mehr denken.