Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 116

[1] Ich liebe, denn ER hört meine Stimme, mein Gunsterflehn. [2] Denn er hat sein Ohr mir geneigt, und meine Tage hindurch rufe ich an. [3] Umschwirren mich Streiche des Todes, treffen des Gruftreichs Drangsalen mich, treffe ich Bedrängnis und Kummer, [4] SEINEN Namen rufe ich an: »Ach doch, DU, lasse meine Seele entschlüpfen!« [5] Gönnend ist ER und wahrhaftig, unser Gott ein Erbarmender. [6] ER ist ein Hüter der Einfältigen, bin ich erschwacht, er befreit mich. [7] Kehre, meine Seele, zu deiner Ruhestatt um, denn ER fertigts für dich. [8] Ja, du hast entwunden meine Seele dem Tod, mein Auge der Träne, meinen Fuß dem Anstoß, [9] vor DEINEM Antlitz darf ich mich ergehn in den Ländern des Lebens. [10] Ich vertraue, wenn ich reden muß: »Ich da, ich bin sehr gebeugt!« [11] Ich da, ich sprach in meiner Bestürzung: »Alle Menschheit täuscht!« [12] Womit soll ich nun IHM erstatten all seine Zufertigung für mich! [13] Den Becher der Befreiungen heb ich und rufe SEINEN Namen an, [14] ich zahle IHM meine Gelübde zugegen doch all seinem Volk. [15] Teuer ist in SEINEN Augen das Versterben seiner Holden. [16] Ach doch, DU, ich bin ja dein Knecht, bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd, - gelöst hast du meine Fesseln. [17] Dir opfre ich Opfer des Danks, und DEINEN Namen rufe ich an. - [18] Ich zahle IHM meine Gelübde zugegen doch all seinem Volk [19] in den Höfen SEINES Hauses in deiner Mitte, Jerusalem. Preiset oh Ihn!