Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 19

[1] Des Chormeisters, ein Harfenlied Dawids. [2] Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, die Tat seiner Hände meldet das Gewölb: [3] Sprache sprudelt Tag dem Tag zu, Kunde zeigt Nacht der Nacht an, [4] kein Sprechen ists, keine Rede, unhörbar bleibt ihre Stimme, - [5] über alles Erdreich fährt ihr Schwall, an das Ende der Welt ihr Geraun. [6] Dem Sonnenball setzte ein Zelt er an ihnen, der fährt wie ein Bräutigam aus seinem Gemach, entzückt sich wie ein Held, zu laufen die Bahn, [7] vom Ende der Himmel ist seine Ausfahrt, sein Umschwung an ihren Enden, nichts bleibt vor seiner Hitze verborgen. [8] SEINE Weisung ist schlicht, die Seele wiederbringend, SEINE Vergegenwärtigung treu, den Einfältigen weisemachend, [9] SEINE Anordnungen sind gerade, das Herz erfreuend, SEIN Gebot ist lauter, die Augen erleuchtend, [10] SEINE Fürchtigkeit rein, auf ewig bestehend. SEINE Rechtsgeheiße sind Treue, sie bewähren sich miteinander: [11] die köstlicher sind als Gold, als Feinerzes viel, süßer sind als Honig und Seim der Waben. [12] Warnen läßt sich durch sie auch dein Knecht, in ihrer Wahrung ist vieler Lohn. [13] Irrungen - wer unterscheidets? von verborgenen ledige mich! [14] Auch vor Vermeßnem halte ein deinen Knecht, nimmer möge es über mich walten! Dann werde ich schlicht sein können, entledigt der vielen Abtrünnigkeit. [15] Zugnaden seien die Sprüche meines Mundes, das Tönen meines Herzens vor deinem Antlitz, DU, mein Fels, mein Erlöser!