Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 31

[1] Des Chormeisters, ein Harfenlied Dawids. [2] An dir, DU, berge ich mich, in Weltzeit möge ich nimmer zuschanden werden! In deiner Wahrhaftigkeit laß mich entrinnen! [3] Neige dein Ohr mir zu, eilends errette mich, werde zum Trutzfelsen mir, zum Basteienhaus, mich zu befrein. [4] Ja, du bist mein Schroffen, meine Bastei, um deines Namens willen wirst du mich leiten, wirst du mich führen, [5] aus dem Netz wirst du mich holen, das sie heimlich mir legten. Ja, du bist meine Trutzwehr. [6] In deine Hand verordne ich meinen Geist: du giltst mich ab, DU, Gott der Treue! [7] Ich hasse sie, die Dunstgebilde hüten des Wahns, ich aber, zu DIR hin sichere ich mich. [8] Jauchzen werde ich, mich freuen an deiner Huld, der du meine Gebeugtheit ersahst, die Bedrängnisse meiner Seele erkanntest, [9] und nicht beschlossest du in Feindeshand mich, stelltest meine Füße ins Weite. [10] Gunst leihe mir, DU, denn ich bin bedrängt. Stumpf ward im Gram mein Auge, meine Seele und mein Leib. [11] Denn im Kummer verzehrt sich mein Leben, meine Jahre in Ächzen, in meinem Fehlgehn strauchelt die Kraft mir, und meine Gebeine erstumpfen. [12] Vor all meinen Bedrängern ward ich ein Hohn, meinen Anwohnern gar sehr, ein Schrecken meinen Bekannten, die mich draußen sehn, entflattern vor mir. [13] Vergessen bin ich wie ein Toter dem Herzen, wie ein verlornes Gerät bin ich worden. [14] Ja, ich höre das Flüstern der Vielen, ein Grauen ringsumher, da sie mitsammen wider mich munkeln: sie ränkeln, mir die Seele zu nehmen. [15] Ich aber, bei dir sichere ich mich, DU, ich spreche: Du bist mein Gott. [16] In deiner Hand sind meine Fristen, rette mich vor der Hand meiner Feinde, vor meinen Verfolgern! [17] Laß dein Antlitz über deinen Knecht leuchten, befreie mich in deiner Huld! [18] DU, nimmer kann ich zuschanden werden, da ich dich habe angerufen! zuschanden werden die Frevler, werden zum Gruftreich geschweigt, [19] die Lügenlippen verstummen, die wider den Bewährten frech reden, mit Hoffart und Verachtung. [20] Wie reich ist dein Gut, das du verspart hast denen, die dich fürchten, gewirkt hast ihnen, die sich an dir bergen, den Menschenkindern zugegen! [21] Du versteckst sie im Versteck deines Antlitzes vor den Zettelungen der Leute, versparst sie in einer Schirmung vorm Streit der Zungen. - [22] Gesegnet ER, denn wunderbar lieh er mir seine Huld in eingeengter Stadt! - [23] Ich freilich, in meiner Bestürzung hatte ich gesprochen: »Abgeschnitten bin ich, von deinen Augen hinweg!« Jedoch du hattest gehört die Stimme meines Gunsterflehns, als ich stöhnte zu dir. [24] Liebet IHN, ihr seine Holden alle! Die Getreuen wahrt ER, aber er zahlt nach dem Faden dem, der hoffärtig handelt. [25] Seid stark, euer Herz straffe sich, die all ihr harret auf IHN!