Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 38

[1] Ein Harfenlied Dawids, zum Gedenkenlassen. [2] DU! nimmer strafe in deinem Grimm mich, züchtige in deiner Glut mich! [3] Denn in mich sind deine Pfeile gefahren, deine Hand fährt auf mich ein. [4] Kein Heiles ist an meinem Fleisch von deinem Dräuen her, kein Friede in meinen Gebeinen von meiner Sünde her. [5] Denn meine Verfehlungen überlagern mein Haupt, gleich einer schweren Last, allzu schwer sind sie mir worden. [6] Stinkig, faulig sind meine Beulen von meiner Torheit her, [7] verkrümmt, geduckt bin ich gar sehr, düsterfarben gehe ich all den Tag, [8] ja, voller Brands sind meine Lenden, kein Heiles ist an meinem Fleisch. [9] Gar sehr bin ich erlahmt und zerschlagen, schluchzen muß ich vor dem Tumult meines Herzens. [10] Mein Herr, gegenwärtig dir ist all mein Begehren, mein Ächzen ist vor dir nicht versteckt. [11] Zuckend pocht mein Herz, meine Kraft hat mich verlassen, das Licht meiner Augen - auch die sind nicht mehr mit mir. [12] Meine Lieben, meine Genossen, seitab stehen sie meiner Plage, meine Nahen, fernhin haben sie sich gestellt. [13] Schlingen legen, die nach der Seele mir trachten, die mir Böses suchen reden Verhängnis, Trügerei murmeln sie all den Tag. [14] Ich aber bin gleich einem Tauben, höre nicht, gleich einem Stummen, der seinen Mund nicht öffnet, [15] gleiche einem Mann, der nicht hört, in dessen Mund keine Entgegnungen sind. [16] Denn dir zu harre ich, DU, du bists, der antworten soll, mein Herr, mein Gott! [17] Denn ich spreche: Sonst frohlocken sie um mich, wann mein Fuß wankt, tun sie über mich groß! [18] Denn fürs Ausgleiten halte ich mich bereit, stets ist mir gegenwärtig mein Leiden. [19] Denn ich melde meine Verfehlung, um meine Sünde sorge ich mich. [20] Die mich ums Leben befeinden, sind Menge, viele sind, die mich hassen aus Lug, [21] die Böses zahlen für Gutes, sie behadern mich dafür, daß ich nachjage dem Guten. [22] Nimmer verlasse mich, DU, mein Gott, sei nimmer mir fern, eile zu meiner Hilfe, [23] mein Herr, meine Befreiung!¨