Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 42

[1] Des Chormeisters, eine Eingebungsweise der Korachsöhne. [2] Wie die Hinde lechzt an Wasserbetten, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir. [3] Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebenden Gottherrn: wann darf ich kommen, mich sehn lassen vor Gottes Antlitz? [4] Meine Träne ist mir Brot worden tages und nachts, da man all den Tag zu mir spricht: Wo ist dein Gott? [5] Dieses will ich gedenken und ausschütten meine Seele in mir: wie im Schwarme ich zog, voran wallte zu Gottes Haus mit der Stimme Jubels und Danks, im Rauschen des Festreihns. [6] Was versenkst du dich, meine Seele, und rauschest in mir! Harre auf Gott! ja, noch werde ich ihm danken seines Antlitzes Befreiungen, meinem Gott. [7] In mir versenkt sich meine Seele, drum daß ich gedenke dein vom Lande des Jordan, der Hermonsgipfel vom Geringen Berg: [8] Wirbel ruft dem Wirbel beim Hall deiner Rinnen, all deine Brandungen, deine Wogen, über mich sind sie gefahren. - [9] Tags, daß seine Huld ER entbiete, und nachts bei mir ist sein Sang, Gebet zum Gottherrn meines Lebens. [10] Ich spreche zu meinem göttlichen Fels: Warum hast du mich vergessen? warum muß ich düsterfarb gehn in der Umklammrung des Feinds? [11] Mit Mordqual mir ins Gebein höhnen mich meine Bedränger, da sie all den Tag zu mir sprechen: Wo ist dein Gott? [12] Was versenkst du dich, meine Seele, was rauschest du in mir! Harre auf Gott! ja, noch werde ich ihm danken - meines Antlitzes Befreiungen, ihm, meinem Gott.