Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 71

[1] An dir, DU, habe ich mich geborgen, möge ich in Weltzeit nimmer zuschanden werden! [2] in deiner Wahrhaftigkeit rette mich und laß mich entrinnen! neig dein Ohr mir zu und befreie mich! [3] werde mir zum Felsenhag, dahin ich stets kommen darf! Geboten hast du, mich zu befreien, denn du bist mein Schroffen und meine Bastei.. [4] Mein Gott, lasse mich vor der Hand des Frevlers entrinnen, vor dem Griff des Verfälschers und Nötigers! [5] Denn meine Hoffnung bist du, mein Herr, DU meine Sicherheit von meiner Jugend auf. [6] An dir habe ich mich vom Schoß an gehalten, vom Leib meiner Mutter an bist du mein Entbinder, dir stets gilt mein Preisen. [7] Wie ein Erweis bin ich vielen geworden, da du meine Bergung in Macht bist. [8] Mein Mund füllt sich deines Preises, all den Tag deines Ruhms. [9] Schleudre nimmer fort mich zur Zeit des Alters, wann meine Kraft dahin ist, verlasse mich nimmer! [10] Denn meine Feinde sprechen gegen mich, die meine Seele überwachen, beraten sich miteinander, [11] sprechend: »Gott hat ihn verlassen, jaget, packt ihn, denn kein Retter ist mehr!« [12] Gott, bleib mir nicht fern! mein Gott, zu meiner Hilfe eile! [13] Zuschanden sollen werden, dahingehn, die meine Seele behadern, Hohn und Schimpf um sich schlingen, die nach meinem Bösgeschick trachten! [14] Doch ich, ich will stetig harren und all deiner Preisung noch fügen hinzu. [15] Mein Mund wird deine Bewährung erzählen, all den Tag dein Befreierwerk, denn Abzählungen kenne ich nicht. [16] Ich komme mit meines Herrn, DEINEN, Heldengewalten, stifte deiner Bewährung Gedächtnis, deiner allein. [17] Gott, von meiner Jugend an hast du mich belehrt, und bis nun vermelde ich deine Wunder. [18] Auch bis zu Alter und Greisentum, Gott, verlasse mich nimmer, bis ich vermeldet habe dem Geschlecht deinen Arm, deine Heldengewalt allem was kommt, [19] und deine Bewährung, Gott, bis zur Höhe, wie du Großes getan hast, - Gott, wer ist dir gleich! [20] Der du uns hast sehen lassen Bedrängnisse viel und Übel, umkehrend belebst du uns, und aus den Wirbeln des Erdreichs, umkehrend, lässest du uns steigen. [21] Mehren willst du meine Größe, und dich wendend tröstest du mich. [22] Ich auch, ich will dir danken mit Lautengerät, deiner Treue, mein Gott, spielen dir auf der Leier, Heiliger Jissraels! [23] Mir jubeln die Lippen, wenn ich dir harfe, und meine Seele, die du abgegolten hast. [24] Meine Zunge auch, all den Tag tönt sie deine Bewährung aus, daß zuschanden sind, daß sich schämen, die nach meinem Bösgeschick trachteten.