Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 73

[1] Ein Harfenlied Assafs. Gewiß, gut ist zu Jissrael Gott: zu den am Herzen Lautern. [2] Ich aber, ein weniges noch, so bogen ab meine Füße, ein Nichts, und mein Schritt kam ins Stolpern. [3] Denn eifersüchtig war ich auf die Prahler, da den Frieden der Frevler ich sah. [4] Denn keine Beklemmungen gibt es für sie, heil und feist ist ihr Wanst, [5] in der Menschenpein sind sie nie, mitsamt den Leuten werden sie nicht geplagt. [6] Drum ist Hoffart ihr Halsgeschmeid, hängt Unbill als Putz ihnen um. [7] Aus dem Fett dringt ihr Auge hervor, drüber ziehn die Malereien des Herzens. [8] Sie grinsen und reden im Bösen, Bedrückung reden sie von oben her. [9] Sie setzen an den Himmel ihren Mund, und ihre Zunge ergeht sich auf der Erde. [10] Drum jenes: »Bringe er sein Volk nur wieder hierher, Wassers können sie sich schlürfen die Fülle!« [11] Und sie sprechen: »Wie kennte Gott das! gibts Kenntnis beim Höchsten?!« [12] Da sind nun diese: Frevler, zufrieden hin in die Zeit haben sie Macht erlangt! [13] Nur ins Leere klärte ich mein Herz, badete meine Hände in Unsträflichkeit, [14] war geplagt doch all den Tag, morgendlich ward Züchtigung mir! [15] Hätte ich gesprochen: »Erzählen will ichs wies ist!«, da hätte ich das Geschlecht deiner Söhne verraten. [16] Doch wie ich plante dies zu erkennen, Pein war es meinen Augen, [17] bis ich an Gottes Heiligtume kam, auf jener Späte konnte ich nun achten: [18] nur auf Schlüpfriges hast dus ihnen gesetzt, in Berückungen lässest du sie verfallen. [19] Wie werden sie zu Starrnis im Nu, verscheiden, schwinden vor Grausen! [20] Wie einen Traum nach dem Erwachen, mein Herr, verlachst du, wann du dich regst, ihr Schattengebild. [21] Wenn aufgor mein Herz, ich mirs schneiden ließ in die Nieren, [22] dumm war ich und erkannte nicht, ein Vieh bin ich bei dir gewesen. [23] Und doch bleibe ich stets bei dir, meine rechte Hand hast du erfaßt. [24] Mit deinem Rate leitest du mich, und danach nimmst du mich in Ehren hinweg. [25] Wen habe ich im Himmel! aber bei dir habe ich nicht Lust nach der Erde. [26] Verendet mein Fleisch und mein Herz, der Fels meines Herzens, mein Teil, Gott bleibt in die Zeit. [27] Denn, da, die dir fern sind, verlieren sich, du schweigst alljeden, der abhurt von dir, - [28] ich aber, Gott nahn ist mir das Gute, in meinen Herrn, DICH, habe ich meine Bergung gesetzt: all deine Arbeiten zu erzählen.