Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 89

[1] Eine Eingebungsweise Etans des Esrachiten. [2] DEINE Hulden will ich in Weltzeit besingen, kundtun für Geschlecht um Geschlecht deine Treue mit meinem Mund. [3] Ja, ich spreche: in Weltzeit baut sich die Huld auf, der Himmel - an ihm befestigst du deine Treue: [4] »Ich habe den Bund meinem Erwählten gestiftet, habe Dawid meinem Knechte geschworen: [5] "Auf Weltzeit feste ich deinen Samen, baue deinen Stuhl für Geschlecht um Geschlecht".« / Empor! / [6] Und der Himmel dankt dir dein Wunder, DU, deine Treue auch in der Versammlung der Heiligen. [7] Denn wer im Luftraum reihte sich DIR an, ähnelte DIR unter den Gottessöhnen! [8] dem Gottherrn, hoch gescheut in dem Kreise der Heiligen, furchtbar über alle rings um ihn her! [9] DU, Umscharter Gott, wer gleicht dir, Hortesstarker oh Du, und deiner Treue rings um dich her! [10] Du überwaltest den Hochmut des Meers, wann seine Wellen steigen, du bists, der sie schwichtigt. [11] Du bists, der das Ungetüm duckte, daß es wie durchbohrt war, mit dem Arm deiner Macht zerstreutest du deine Feinde. [12] Dein ist der Himmel, dein auch die Erde, das Land und seine Fülle, du hast sie gegründet, [13] Nord und Süd, du hast sie geschaffen. Tabor und Hermon jubeln um deinen Namen. [14] Dein ist der Arm mit der Heldenkraft, deine Hand ist mächtig, deine Rechte erhoben. [15] Wahrheit und Recht sind Grundfeste deines Stuhls, Huld und Vertrauen empfangen dein Antlitz. [16] O Glück des Volkes, die den Schmetterruf kennen! DU, im Licht deines Antlitzes gehn sie. [17] Um deinen Namen jauchzen sie all den Tag, durch deine Bewährung sind sie erhoben. [18] Denn du bist das Prangen ihrer Macht, durch deine Gnade erhebst du unser Horn. [19] Denn DEIN ist unser Schild, des Heiligen Jissraels unser König. [20] Damals hast du in einer Schau zu deinen Holden geredet, du hast gesprochen: »Ich habe auf einen Helden Hilfe niedergelassen, ich habe einen Erwählten erhoben aus dem Volk, [21] ich habe Dawid gefunden, meinen Knecht, mit meinem Heiligungsöl habe ich ihn gesalbt, [22] daß meine Hand fest bei ihm sei, mein Arm auch ihn straffe. [23] Nicht soll ihn überrumpeln ein Feind, ein Sohn der Falschheit ihn nicht beugen, [24] ich will seine Bedränger zerschlagen vor ihm, seine Hasser will ich niederstoßen. [25] Meine Treue und meine Huld ist bei ihm, in meinem Namen erhebt sich sein Horn. [26] Ich setze auf das Meer seine Hand, auf die Ströme seine Rechte. [27] Der soll mich rufen: "Mein Vater bist du, mein Gott, der Fels meiner Befreiung!" [28] Ich auch mache ihn zum Erstling, zuhöchst den Königen der Erde. [29] Auf Weltzeit wahre ich ihm meine Huld, mein Bund bleibt ihm getreu. [30] Ich setze auf ewig ein seinen Samen, seinen Stuhl wie die Tage des Himmels. [31] Verlassen seine Söhne meine Weisung, gehn in meinen Rechten nicht, [32] geben sie meine Satzungen preis, wahren nicht meine Gebote, [33] will ich zwar mit dem Stecken zuordnen ihrer Abtrünnigkeit, mit Streichen ihrer Verfehlung, [34] aber meine Huld will ich nicht abtrennen von ihm, nicht lügen an meiner Treue, [35] preisgeben will ich nicht meinen Bund, die Äußerung meiner Lippen nicht ändern. [36] Einmal schwur bei meiner Heiligkeit ich: "Sollte je Dawid ich täuschen, ...!" [37] Sein Same soll bleiben auf Weltzeit, sein Stuhl mir wie die Sonne zugegen, [38] wie der Mond, in Weltzeit gefestet, ein Zeuge im Luftraum, getreu!« / Empor! / [39] Du aber, verabscheut hast du, verworfen, bist aufgewallt gegen deinen Gesalbten, [40] hast den Bund deines Knechtes entwürdigt, seinen Weihereif preisgegeben zur Erde, [41] eingerissen all seine Wände, seine Bollwerke in Schutt gelegt. [42] Alle Wegeswandrer dürfen ihn plündern, er ist ein Hohn seinen Anwohnern worden. [43] Du hast die Rechte seiner Bedränger erhoben, hast alle seine Feinde erfreut, [44] auch die Felsenhärte seines Schwerts abgekehrt, hast ihn im Kampf nicht standhalten lassen. [45] Verabschiedet hast du seine Reine, hast seinen Stuhl zur Erde geschleudert, [46] hast seiner Jugend Tage verkürzt, hast um ihn Schande geschlungen. / Empor! / [47] Bis wohin, DU, willst du dich in die Dauer verbergen, wird wie Feuer zünden dein Grimm? [48] Gedenke: ich, was ists für ein Weilen, zu wie Wahnhaftem hast du erschaffen alle Adamskinder! [49] Wer ist der Mann, der lebte und müßte nicht den Tod sehn, dem die Seele entschlüpfen dürfte aus der Hand des Gruftreichs! / Empor! / [50] Wo sind deine frühen Hulden, mein Herr, die du Dawid zugeschworen hast bei deiner Treue! [51] Gedenke, mein Herr, der Verhöhnung deiner Knechte! da ich am Busen einst trug all die Vielen, die Völker, [52] die die nun höhnen als deine Feinde, DU, die nun verhöhnen die Tapfen deines Gesalbten. [53] Gesegnet ER auf Weltzeit! Jawahr, jawahr!