Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 91

[1] Du, der im Versteck des Höchsten sitzt, im Schatten des Gewaltigen darf nachten, [2] sprich zu IHM: »Meine Bergung, meine Bastei, mein Gott, an dem ich mich sichre!« [3] Er ists ja, der dich rettet vor dem Sprenkel des Voglers, vor der Pest des Verhängnisses. [4] Er schirmt dich mit seiner Schwinge, du birgst dich ihm unter den Flügeln, Schilddach, Ringmauer ist seine Treue. [5] Nicht mußt du vor dem Nachtgraus dich fürchten, vor dem Pfeil, der am Tage fliegt, [6] vor der Pest, die umgeht im Dunkel, vorm Fieber, das im Sonnenglast gewaltigt. [7] Mag ein Tausend zuseiten dir fallen, zur Rechten dir eine Myriade, dich tritt es nicht an. [8] Mit deinen Augen nur blickst du, siehst, wie den Frevlern gezahlt wird. [9] Ja, du bist, DU, meine Bergung! - Du hast den Höchsten zum Haggai dir gemacht, [10] Böses wird dir nicht widerfahren, deinem Zelt ein Streich nicht nahn. [11] Denn seine Boten befiehlt er dir zu, dich zu hüten auf all deinen Wegen, [12] auf den Händen tragen sie dich, an einen Stein könnte sonst stoßen dein Fuß. [13] Du magst schreiten über Raubwelp und Otter, Leu und Drachen magst du niederstampfen. [14] - Ja, er hat sich an mich gehangen und so lasse ich ihn entrinnen, steilhin entrücke ich ihn, denn er kennt meinen Namen. [15] Er ruft mich und ich antworte ihm, bei ihm bin ich in der Drangsal, ich schnüre ihn los und ich ehre ihn. [16] An Länge der Tage sättige ich ihn, ansehn lasse ich ihn mein Befreien.