Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 15

[1] Eine linde Antwort kehrt die Grimmglut ab, aber eine schnöde Rede macht den Zorn steigen. [2] Die Zunge der Weisen sagt die Erkenntnis gut, aber der Mund der Toren sprudelt die Narrheit hervor. [3] Allerorten sind SEINE Augen, die Bösen und die Guten betrachtend. [4] Die heile Zunge ist ein Lebensbaum, eine Verzerrung aber daran ist ein Bruch am Geist. [5] Der Narr schmäht die Zucht seines Vaters, wer aber die Rüge hütet, wird klug. [6] Das Haus des Bewährten ist ein großer Hort, aber in der Einkunft des Frevlers ist Zerrüttung. [7] Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis, aber das Herz der Toren Haltlosigkeit. [8] Der Frevler Schlachtopfer ist IHM ein Greuel, der Geraden Gebet ist ihm ein Wohlgefallen. [9] Ein Greuel IHM ist der Weg des Frevlers, wer aber der Bewährung nachjagt, den liebt er. [10] Bös dünkt die Zucht ihn, der den Pfad verläßt, - wer die Rüge haßt, der muß sterben. [11] Gruftreich und Verlorenheit sind IHM gegenwärtig, wie gar die Herzen der Menschenkinder. [12] Nicht liebts der Dreiste, daß man ihn rüge, zu den Weisen mag er nicht gehn. [13] Ein frohes Herz macht das Angesicht heiter, bei Herzens Trübsal ist auch der Geist geknickt. [14] Des Verständigen Herz sucht Erkenntnis, der Mund der Toren weidet sich an der Narrheit. [15] Alle Tage des Gebeugten sind bös, wer aber heitern Herzens ist, hat ein stetes Gelag. [16] Besser wenig in Furcht vor IHM, als ein großer Schatz und Verwirrung dabei. [17] Besser ein Gericht Krauts, wo Liebe ist, als ein gemästeter Ochs und Haß ist dabei. [18] Ein Mann von Grimmglut erregt nur Hader, aber ein Langmütiger beschwichtigt den Streit. [19] Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke, aber der Geraden Pfad ist gebahnt. [20] Ein weiser Sohn erfreut den Vater, ein Mensch von Torenart mißachtet seine Mutter. [21] Narrheit ist Freude, wems an Herzsinn mangelt, aber der Mann von Verstand geht geradehin. [22] Da bröckeln Pläne, wo Einvernehmen fehlt, wo viele miteinander beraten, stehts aufrecht. [23] Freude wird dem Mann durch die Antwort seines Mundes: eine Rede zu ihrer Zeit, wie gut! [24] Ein Pfad des Lebens, nach oben, ist des Begreifenden, damit er ausweiche dem Gruftreich unten. [25] Das Haus der Hoffärtigen reutet ER aus und richtet den Grenzstein der Witwe wieder auf. [26] Ein Greuel IHM sind die Pläne der Bosheit, aber als rein gelten die Sprüche der Mildigkeit. [27] Sein Haus zerrüttet, wer Ausbeutung beutet, wer aber Zweckgaben haßt, wird leben. [28] Das Herz des Bewährten sinnt, wie zu antworten sei, aber der Mund der Frevler sprudelt das Böse. [29] Fern ist ER von den Frevlern, aber das Gebet der Bewährten erhört er. [30] Leuchten der Augen erfreut das Herz, was man Gutes zu hören kriegt, erquickt das Gebein. [31] Ein Ohr, das auf die Rüge des Lebens hört, im Bereich der Weisen darfs nächtigen. [32] Wer Zucht fahren läßt, verwirft seine Seele, wer auf die Rüge hört, erwirbt sich ein Herz. [33] IHN fürchten ist Zucht zur Weisheit, voraus geht der Ehre das Hingebeugtsein.