Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 18

[1] Dem Wunsch nur trachtet der sich Absondernde nach, gegen alle Besinnlichkeit platzt er los. [2] Nicht hat der Tor Lust an Verständnis, sondern daran, daß sich sein Herz offenbare. [3] Wann der Frevler kommt, kommt die Verachtung und dem Schimpfe zugesellt Hohn. [4] Tiefe Wasser sind manches Munds Reden, ein sprudelnder Bach, ein Born der Weisheit. [5] Das Angesicht eines Frevlers erheben, nicht gut ists, den Bewährten zu beugen im Gericht. [6] Des Toren Lippen kommen mit Streit, sein Mund ruft Prügel herbei. [7] Des Toren Mund ist sein eigener Sturz, seine Lippen der Fallstrick seiner Seele. [8] Die Reden des Hetzers sind, wie was leicht geschluckt wird, die gleiten nieder in die Kammern des Busens. [9] Auch wer in seiner Arbeit sich lässig zeigt, ist Bruder ihm, der verderbt. [10] Ein Turm des Trutzes ist SEIN Name, darein läuft der Bewährte und ragt. [11] Die Habe des Reichen sei die Burg seines Trotzes, gleich einer ragenden Mauer, so malt er sichs aus. [12] Vor dem Zusammenbruch wird hochfahrend das Herz eines Manns, aber voraus der Ehre geht das Hingebeugtsein. [13] Erstattet einer Rede, eh er gehört hat, Narrheit ists ihm und Unglimpf. [14] Der Mut eines Mannes hält sein Kranksein aus, aber ein geknickter Mut, wer trägt ihn? [15] Das Herz des Verständigen erwirbt noch Erkenntnis, das Ohr der Weisen sucht noch nach Erkenntnis. [16] Die Freigebigkeit eines Menschen macht ihm Raum, und vor die Großen geleitet sie ihn. [17] Mit seiner Streitsache ist der erste gerecht, dann aber kommt sein Genosse und forscht ihn aus. [18] Das Los verabschiedet den Hader und trennt die Mächtigen voneinander. [19] Ein Bruder, dem man abtrünnig ward, ist härter als eine Trutzburg, solcher Hader ist wie der Riegel eines Palastes. [20] Was der Mund eines Mannes fruchtet, davon wird sein Leib satt, satt wird er von der Einkunft seiner Lippen. [21] Tod und Leben sind in der Macht der Sprache, und die sie lieben, dürfen ihre Frucht essen. [22] Wer ein Weib fand, fand ein Gut, er hat sich Gefallen von IHM her beschert. [23] Flehentlich redet der Arme, aber der Reiche antwortet trotzig.. [24] Ein Mann mit lauter Gesellen, der kann wohl dran zerschellen, aber einen Liebenden gibts, der hangt mehr an als ein Bruder.