Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 17

[1] Besser ein trockner Bissen und Friedlichkeit dabei als ein Haus voll Schlachtmähler mit Streit. [2] Ein achtsamer Knecht waltet des schandbaren Sohns, und inmitten der Brüder teilt er das Erbe. [3] Der Tiegel fürs Silber, der Ofen fürs Gold, aber der Herzen Prüfer ist ER. [4] Der Bösgesinnte merkt auf die Lippe des Harms, die Lüge leiht der Verhängniszunge das Ohr. [5] Wer des Armen spottet, höhnt Ihn, der ihn gemacht hat, wer sich an einem Scheitern freut, bleibt nicht straffrei. [6] Kranz der Alten sind Kindeskinder, Stolz der Kinder sind ihre Väter. [7] Nicht ziemt dem Gemeinen die Sprache des Überragens, wie gar dem Edlen die Sprache der Lüge. [8] Ein Gunststein ist das Geschenk in den Augen seines Inhabers: wohin immer er sich wendet, er wirds ergreifen. [9] Zuhüllt ein Vergehen, wer Liebe sucht, wer die Sache aber wieder hervorholt, trennt von sich den Gefährten. [10] Schelte bestürzt den Verständigen mehr als hundert Schläge den Toren. [11] Nur nach Widerspenstigkeit sucht der Böse, aber ein grausamer Bote wird wider ihn entsandt. [12] Eine jungenberaubte Bärin begegne einem Mann, aber nimmer ein Tor mit seiner Narretei. [13] Wer Böses erstattet für Gutes, aus seinem Haus wird das Bösgeschick nicht weichen. [14] Ein Dammbruch der Wasser, so der Anfang des Haders, ehs im Streite zum Platzen kommt, lasse ab! [15] Wer bewahrheitet den Frevler und wer verfrevelt den Bewährten, ein Greuel IHM sind beide zumal. [16] Was soll doch in der Hand des Toren der Kaufpreis, Weisheit zu erwerben? Er hat ja keinen Herzsinn! [17] Zu aller Stunde liebt der Genosse, der Bruder ist für die Bedrängnis geboren. [18] Ein Mensch des Herzsinns ermangelnd ist, wer Handschlag gibt, wer bürgschaftsgültig bürgt vor seinem Genossen. [19] Frevel liebt, wer Rauferei liebt, wer seine Pforte hochmacht, sucht die Zertrümmerung. [20] Wer verkrümmten Herzens ist, findet nicht Gutes, wer mit seiner Zunge wendig ist, fällt in das Bösgeschick. [21] Wer einen Toren zeugt, dem wirds zum Gram, nicht froh wird der Vater eines Gemeinen. [22] Ein frohes Herz macht Wunden gut verharschen, ein geknickter Mut dörrt das Gebein. [23] Bestechung nimmt der Frevler aus dem Bausch an, die Pfade des Rechtes zu biegen. [24] Der Verständige hat Weisheit vorm Angesicht, des Toren Augen sind am Rande der Welt. [25] Ein Verdruß seinem Vater ist ein törichter Sohn und seiner Gebärerin eine Verbittrung. [26] Ists ungut schon, den Gerechten zu büßen, wider die Geradheit ists, Edle zu schlagen. [27] Mit seinen Worten kargt, wer Erkenntnis kennt, kühlen Mutes ist der Mann von Verstand. [28] Auch ein Narr wird, schweigt er, für weise gerechnet, stopft seine Lippen er zu, für verständig.