Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 22

[1] Erlesen ist vor Reichtums Menge ein Name, Gunst ist besser als Silber und Gold. [2] Reicher und Armer gehören zusammen, der sie alle macht, ist ER. [3] Der Kluge ersieht das Bösgeschick und versteckt sich, die Einfältigen gehn weiter und müssen es büßen. [4] In der Folge der Demut ist IHN fürchten, das ist Reichtum und Ehre und Leben. [5] Fanghaken und Schlingen sind auf dem Weg des Krummen, seine Seele behütet, wer sich von ihnen entfernt. [6] Übe den Knaben ein gemäß dem Wege für ihn, auch wenn er alt wird, weicht er nicht davon. [7] Der Reiche waltet über die Armen, Knecht ist der Entleiher dem darleihenden Mann. [8] Wer Falsch sät, wird Harm ernten, der Stecken seines Überwallens ist bald dahin. [9] Wer guten Auges ist, wird gesegnet, weil er von seinem Brote dem Schwachen gab. [10] Vertreibe den Dreisten, dann zieht der Hader mit fort, Fehde feiert und Schimpf. [11] Den liebt ER, der reines Herzens ist, wer gönnender Lippen ist, der König wird sein Genoß. [12] SEINE Augen bewachen das Erkennen, aber er fegt die Worte des Tückischen um. [13] Der Faule spricht: »Ein Löwe ist draußen! mitten in den Straßen kann ich ermordet werden!« [14] Eine tiefe Schluft ist der Mund der auswärtigen Weiber, der von IHM Verabscheute fällt darein. [15] Ist Narrheit ans Herz des Knaben geknüpft, der Stecken der Zucht wird daraus sie entfernen. [16] Preßt man den Schwachen, gereichts dem zur Mehrung, gibt man dem Reichen, das gereicht nur zum Mangel. [17] Neige dein Ohr und höre die Reden der Weisen, dein Herz richte auf meine Erkenntnis, [18] denn mild tuts, wenn du dir im Busen sie hütest, sie mitsammen sich festigen auf deinen Lippen. [19] Daß in IHM deine Sicherheit sein soll, gebe ich heut dir zu erkennen, ja dir. [20] Schrieb ichs dir nicht schon ehgestern auf, an Ratschlägen und Kunde, [21] dich die Redlichkeit getreuer Worte kennen zu lassen, damit du in Treuen Antwort erstattest denen, die dich sandten? [22] Beraube nimmer den Schwachen, weil er schwach ist, ducke nimmer den Gebeugten im Tor! [23] Denn ER streitet ihren Streit, und die sie schädigen, schädigt er an der Seele. [24] Geselle dich dem Zornmütigen nimmer, mit dem Grimmsüchtigen gehe nicht um, [25] sonst wirst du seiner Pfade gewohnt und holst Verstrickung für deine Seele. [26] Sei nimmer unter denen, die Handschlag leisten, unter denen, die für Darlehen bürgen: [27] hast du nichts zum Bezahlen, warum soll man dein Lager unter dir wegholen! [28] Verrücke nimmer Vorzeit-Grenze, die deine Väter haben gemacht! [29] Erschaust du einen Mann, seiner Arbeit beflissen, - vor Könige mag er sich stellen, vor Finsterlinge stellt er sich nie.