Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 25

[1] Auch dies sind Gleichsprüche Schlomos, welche die Männer Chiskijas Königs von Jehuda ausgezogen haben. [2] Ists Gottes Ehre, eine Sache verbergen, der Könige Ehre ist, eine Sache erforschen. [3] Der Himmel an Höhe, die Erde an Tiefe, aber der Könige Herz ist an keiner erforschlich. [4] Hinweg die Schlacken vom Silber, und ein Gerät kann dem Feinschmied gelingen, [5] hinweg den Frevler vorm König, und dessen Thron wird durch Bewährung gefestigt. [6] Prunke nimmer vor einem König, an den Platz der Großen stelle dich nimmer, [7] denn besser ists, man spricht zu dir: »Steig empor!«, als daß man dich vor dem Edeln erniedre. Wen deine Augen haben gesehn, [8] zum Streiten fahr nimmer allzu rasch aus, sonst - was tust du am Ende davon, wann dich dein Genosse beschämt? [9] Streite deinen Streit aus mit deinem Genossen, aber anderweitiges Geheimnis offenbare nimmer, [10] sonst tadelt dich, wer dich hörte, und das Gerücht um dich kehrt sich nicht mehr ab. [11] Goldäpfel in silbernen Schaugeräten: eine Rede, geredet gemäß ihren Bedingnissen. [12] Goldner Ohrreif mit Edelerzgeschmeid: ein weiser Rüger zu hörendem Ohr. [13] Wie Schneekühlung am Erntetag ein Herold treu seinen Sendern, - er erquickt seinem Herrn die Seele. [14] Wolkendünste mit Wind und kein Regen: wer sich erlogener Gabe berühmt. [15] Durch Langatmigkeit wird ein Schöffe erweicht, eine linde Zunge bricht einen Knochen. [16] Fandst du Honig, iß dein Genügen, sonst wirst du seiner übersatt und speist ihn aus. [17] Mache zur Seltenheit deinen Fuß im Haus deines Genossen, sonst wird er deiner übersatt und dann haßt er dich. [18] Keule und Schwert und gespitzter Pfeil: wer gegen seinen Genossen aussagt als Lügenzeuge. [19] Bröckelnder Zahn und schlotternder Fuß: Sicherheit des Verräters am Tag der Bedrängnis. [20] Kleid abstreifen am Tage des Frosts, Essig auf Laugensalz, - und wer mit Gesänglein ansingt ein mißmutiges Herz. [21] Hungert deinen Hasser, speise ihn mit Brot, dürstet ihn, tränke ihn mit Wasser! [22] Denn Glühkohlen scharrst du ihm aufs Haupt, ER aber wird dirs vergelten. [23] Wind von Norden drosselt den Erguß, ein drohendes Antlitz das heimliche Züngeln. [24] Besser weilen in einer Ecke des Dachs als ein haderndes Weib und ein gemeinsames Haus. [25] Kühles Wasser auf ein ermattetes Wesen: eine gute Nachricht aus fernem Land. [26] Eine getrübte Quelle, ein verdorbener Born: ein Bewährter wankend vor einem Frevler. [27] Beim Honigessen ist mehr nicht besser, noch das Äußerste an Ehrung als Ehre. [28] Eine erbrochene Stadt, ohne Mauer: ein Mann, dessen Geist ohne Bändigung ist.