Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 28

[1] Es fliehn, da keiner verfolgt, die Frevler, aber die Bewährten sind wie der Löwe, gesichert. [2] Durch die Abtrünnigkeit eines Landes werden seiner Fürsten viele, aber durch einen verstehenden, erkennenden Menschen dauert das Rechtmäßige. [3] Ein Kerl hat geerbt - und bedrückt die Geringen: ein fortschwemmender Regen, draus kein Brot wird. [4] Die die Weisung verlassen, preisen den Frevler, die die Weisung behüten, empören sich gegen jene. [5] Die Leute böser Art verstehn die Gerechtigkeit nicht, aber die IHN suchen, verstehen alles. [6] Besser dran ist ein Armer, in seiner Schlichtheit gehend, als einer krummen Doppelwegs, seis auch ein Reicher. [7] Die Weisung wahrt ein verständiger Sohn, wer sich Prassern gesellt, beschämt seinen Vater. [8] Wer seine Habe durch Zins und durch Mehrschatz mehrt, der häuft sie für einen Gönner der Geringen. [9] Wer sein Ohr vom Hören der Weisung abzieht, auch sein Gebet ist ein Greuel. [10] Wer Gerade auf bösen Weg irrführt, der fällt in die eigene Grube, aber den Schlichten wird das Gute zu eigen. [11] Weise ist ein reicher Mann in seinen eigenen Augen, aber ein geringer, der verständig ist, kann ihn ergründen. [12] Wo die Bewährten triumphieren, ist das Gepränge groß, wo sich die Frevler erheben, muß ein Mensch aufgespürt werden. [13] Wer seine Abtrünnigkeiten verhüllt, dem gelingts nicht, wer aber bekennt und läßt, findet Erbarmen. [14] Glück ist des Menschen, der stets Scheu hegt, wer aber sein Herz verhärtet, verfällt dem Bösgeschick. [15] Ein knurrender Löwe, ein lungernder Bär: ein frevelhafter Herrscher über ein geringes Volk. [16] Ein Herzog, Verstands ermangelnd, an Bedrückungen groß,....! wer aber Ausbeutung haßt, wird lang leben. [17] Ein Mensch, gedrückt von Blutschuld an einem Wesen, mag hin ins Loch er fliehen, man halte nimmer ihn auf! [18] Wer schlicht einhergeht, wird befreit, wessen ein verkrümmter Doppelweg ist, fällt mit eins. [19] Wer seinen Acker bearbeitet, wird Brots satt, wer Leerem nachjagt, wird armutssatt. [20] Ein Mann von Treuen hat der Segnungen viel, wer aber reich zu werden hastet, bleibt ungestraft nicht. [21] Ansehn betrachten ist nicht gut, um einen Bissen Brots kann eine Person abtrünnig werden. [22] Nach Habe schnappt der scheeläugige Mann und weiß nicht, daß ihn Mangel überkommen wird. [23] Wer einen Menschen rügt, findet hinterher Gunst mehr als der Glattzüngige. [24] Wer seinen Vater und seine Mutter beraubt und spricht: »Das ist keine Missetat!«, der ist des Verderber-Mannes Gefährte. [25] Wer giergeweiteter Seele ist, erregt nur Hader, wer aber seine Sicherheit an IHM hat, gedeiht. [26] Wer mit seinem Herzen sich sichert, der ist ein Tor, wer aber in Weisheit geht, der wird entrinnen. [27] Wer dem Armen gibt, hat keinen Mangel, wer aber seine Augen verbirgt, hat der Verwünschungen viel. [28] Wann sich die Frevler erheben, versteckt sich der Mensch, wann sie aber verschwinden, wachsen die Bewährten.