Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Sprüche 29

[1] Ein Mann, Rügen empfangend, der den Nacken steif hält, plötzlich wird er gebrochen und da ist keine Heilung. [2] Wann die Bewährten wachsen, freut sich das Volk, wann aber die Frevlerschaft waltet, seufzt ein Volk. [3] Ein Mann, der Weisheit liebt, erfreut seinen Vater, wer sich aber Huren gesellt, verschwendet die Habe. [4] Ein König macht durch Recht das Land bestehn, ein Mann aber, der auf Abhebungen aus ist, zerstört es. [5] Ein Mensch, der seinem Genossen schmeichelt, ein Netz spannt er ihm vor die Tritte. [6] In des bösen Mannes Missetat ist Verstrickung, aber der Bewährte jubelt und freut sich. [7] Der Bewährte erkennt die Sache der Geringen, der Frevler versteht nicht zu erkennen. [8] Männer der Dreistigkeit rühren die Stadt auf, Weise aber dämpfen den Zorn. [9] Rechtet ein weiser Mann mit einem närrischen Mann, tobt der und der lacht, aber es gibt keine Ruh. [10] Die Blutmänner hassen den Schlichten, die Geraden aber suchen seine Seele auf. [11] All seinen Atem schnaubt der Tor aus, aber der Weise schwichtigt zurückhaltend ihn. [12] Ein Herrscher, der auf Lügenrede lauscht, all seine Beamten sind Frevler. [13] Der Arme und der Mann der Schuldfordrungen gehören zusammen, der die Augen beider erleuchtet, ist ER. [14] Ein König, der den Geringen getreulich Recht schafft, sein Thron ist auf ewig gefestigt. [15] Stecken und Rüge gibt Weisheit, aber ein Knabe sich überlassen bringt seiner Mutter Schimpf. [16] Wann die Frevler wachsen, wächst die Abtrünnigkeit, aber die Bewährten werden ihrem Falle zusehn. [17] Züchtige deinen Sohn und er wird dir Ruhe bereiten, wird Wonne spenden deiner Seele. [18] Wo keine Schauung ist, wird ein Volk zügellos, aber glücklich es, hütets die Weisung! [19] Durch Reden empfängt ein Knecht nicht Zucht, wenn er versteht, gibts doch keine Antwort. [20] Erschaust du einen Mann, der in seinem Reden sich überhastet, ein Tor hat mehr Hoffnung als er. [21] Verhätschelt einer seinen Knecht von der Knabenschaft an, am Ende wird er dazugezählt. [22] Ein Mann des Zornes erregt Zank, ein Grimmsüchtiger macht viel Abtrünnigkeit. [23] Die Hoffart des Menschen wird ihn erniedern, aber wer im Geist sich erniedert, wird Ehre erlangen. [24] Wer mit dem Diebe teilt, haßt die eigene Seele, den Droheid hört er und kanns nicht melden. [25] Vor Menschen erbeben bringt Verstrickung, wer aber an IHM sich sichert, wird ragen. [26] Viele suchen des Herrschers Angesicht auf, aber von IHM her wird einem Manne sein Recht. [27] Ein Greuel den Bewährten ist der Mann von Falsch, ein Greuel dem Frevler ist der Wegesgerade.