Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Hiob 4

[1] Elifas der Temaniter entgegnete, er sprach: [2] »Versucht man Rede an dich, wirst du ermüden! Aber Worte verhalten, wer kanns! [3] Du verwiesest ja viele, stärktest erschlaffende Hände, [4] deine Worte richteten den Strauchelnden auf, festigten die wankenden Knie: [5] da es nun an dich kommt, bist dus müd, reicht es bis zu dir, wirst du verstört? [6] Ist deine Fürchtigkeit nicht deine Zuversicht, deine Hoffnung die Schlichtheit deiner Wege? [7] Gedenk doch, welcher Unsträfliche schwand, wo wurden Gerade vertilgt? [8] Wie weit ich hinsah: die Arg pflügen, die Harm säen, erntens. [9] Vom Anhauch Gottes entschwanden sie, vom Brausen seines Zornes wurden sie zunicht. [10] Gebrüll des Löwen, Fauchen des Raubwelps, schon sind die Leuenzähne zerschlagen. [11] Das Pardeltier schwindet aus Mangel an Beute, die Jungen der Löwin verstreun sich. [12] Zu mir hat sich Rede gestohlen, mein Ohr nahm ein Wispern draus auf. [13] Im Gegrübel aus nächtlicher Schau, wenn Betäubung auf Menschen fällt, [14] geriet Schreck an mich und ein Zittern, schreckte die Menge meines Gebeins. [15] Ein Windbraus streicht mir übers Antlitz, das Stürmen macht mein Fleisch grieseln. [16] Einer steht, nicht erkenn ich sein Aussehn, als Gestalt mir den Augen entgegen, was ich höre, ist Schweigen und Stimme: [17] "Ist das Menschlein bewahrheitet vor Gott, ist der Mann rein vor dem, der ihn machte? [18] Vertraut der ja nicht seinen Dienern, zeiht seine Boten des Mißgriffs! [19] Nun gar sie, die Lehmgehäusen einwohnen, deren Gründung im Staub ist! man zermalmt sie, einer Motte zuvor, [20] vom Morgen zum Abend sind sie zerknickt, ohne daß man des achtete, schwinden sie auf ewig. [21] Wird nicht ihr Bindseil in ihnen entrafft? Sie sterben, - in Weisheit nicht!"