Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

Psalm 106

[1] Preiset oh Ihn! - Danket IHM, denn er ist gütig, denn in Weltzeit währt seine Huld. [2] - Wer raunte SEINE Gewalten aus, ließe all seine Preisung hören! [3] - O Glück ihrer, die hüten das Recht, sein, der allstündlich Bewährung übt! [4] - Denk mein, DU, bei deines Volkes Begnadung, ordne dein Befreien mir zu, [5] anzusehn das Gut deiner Erwählten, mich zu erfreun an der Freude deines Stamms, mich zu preisen zusamt deinem Eigen! [6] Gesündigt haben wir zusamt unsern Vätern, haben uns verfehlt, haben gefrevelt. [7] Unsre Väter in Ägypten, nicht haben sie deine Wunder begriffen, nicht gedacht der Fülle deiner Hulden. - Sie widerstrebten beim Meer schon, am Schilfmeer, [8] aber um seines Namens willen befreite er sie, seine Gewalt erkennen zu lassen. [9] Er beschalt das Schilfmeer und es ward trocken, er ließ durch die Wirbel sie gehn wie durch Wüste, [10] er befreite sie aus der Hand des Hassers, er löste sie aus der Hand des Feindes, [11] die Wasser deckten ihre Bedränger, es überblieb nicht einer von ihnen. [12] Da vertrauten sie seinen Worten, sangen sie seinen Preis. [13] Schnell vergaßen sie seine Taten, wollten seinem Ratschluß sich nicht gedulden, [14] begehrlich gierten sie in der Wüste, sie prüften in der Öde den Gottherrn, [15] und er gab ihnen ihr Geheisch, aber er schickte an ihre Seele die Darre. [16] Sie eiferten gegen Mosche im Lager, gegen Aharon, IHM geheiligt, [17] die Erde öffnete sich, schlang Datan ein, überdeckte die Gemeinde Abirams, [18] Feuer zündete in ihre Gemeinde, Lohe verloderte die Frevler. [19] Sie machten am Choreb ein Kalb und warfen vorm Gußbild sich nieder, [20] sie tauschten ihre Ehre gegen die Gestalt eines Rindes, das Kraut frißt, [21] vergaßen den Gottherrn, ihren Befreier, der Großes tat in Ägypten, [22] Wunderbares im Lande Chams, Furchtbares am Schilfmeer. [23] Und schon sprach er, sie zu vertilgen, wäre nicht Mosche, sein Erwählter, gewesen: er trat vor ihn in die Bresche, abzukehren seinen Grimm vom Verderben. [24] Sie mißachteten das köstliche Land, vertrauten nicht seiner Rede, [25] sie hetzten in ihren Zelten, hörten nicht auf SEINE Stimme, [26] und er hob seine Schwurhand ihnen zu, sie in der Wüste zu fällen [27] und ihren Samen unter die Erdstämme zu fällen und sie in die Länder zu worfeln. [28] Sie verjochten sich dem Baal von Por, sie aßen Schlachtopfer für Tote, [29] sie verdrossen mit ihren Sitten, und der Niederstoß brach in sie ein. [30] Aber Pinchas trat hin, schlug sich ins Mittel, und der Niederstoß wurde gehemmt, [31] und das ward ihm zur Bewährung geachtet für Geschlecht um Geschlecht in die Zeit. [32] Sie ergrimmten ihn am Wasser von »Gezänke«, daß ihrethalb Mosche übel geschah, [33] denn sie erbitterten ihm den Geist und er verwog sich mit seinen Lippen. [34] Sie tilgten die Völker nicht, von denen ER gesprochen hatte zu ihnen, [35] sie vermischten sich den Stämmen, sie lernten ihre Taten, [36] sie dienten ihren Schnitzdocken und sie wurden ihnen zur Schlinge: [37] sie schlachteten ihre Söhne und ihre Töchter den Wichten, [38] sie vergossen unsträfliches Blut, Blut ihrer Söhne und Töchter, die sie schlachteten Kanaans Docken, daß das Land entartete durch Blutschuld, [39] sie bemakelten sich mit ihren Taten, sie verhurten sich mit ihren Sitten. [40] SEIN Zorn entflammte gegen sein Volk, und er vergreuelte sein Eigentum. [41] Er gab sie in der Erdstämme Hand, ihre Hasser durften über sie walten, [42] ihre Feinde klemmten sie ein, unter deren Hand wurden sie niedergezwungen. [43] Er rettete sie viele Male, sie aber widerstrebten ihm mit ihrem Ratschluß, und sie wurden ausgemergelt durch ihren Fehl. [44] Er aber sah auf ihre Bedrängnis, wann er ihr Jammern hörte, [45] und gedachte ihnen seines Bunds und ließ es leid werden sich nach der Fülle seiner Hulden [46] und gab ihnen, Erbarmen zu finden vor all ihren Fängern. [47] Befreie uns, DU, unser Gott, aus den Erdstämmen hole uns zuhauf, deiner Heiligkeit Namen zu danken, uns deiner Preisung zu rühmen. [48] Gesegnet ER, der Gott Jissraels, von der Weltzeit her und für die Weltzeit! Und alles Volk spreche: Jawahr! Preiset oh Ihn!