Die Schrift

Übersetzung des Alten Testaments von Martin Buber
und Franz Rosenzweig von 1929

Bibelübersetzung

1 Samuel 10

[1] Schmuel nahm die Ölflasche, er goß es ihm übers Haupt, er küßte ihn und sprach: Ists nicht so, daß ER dich über sein Eigentum zum Herzog gesalbt hat?! [2] Wann du heut von mir gehst, wirst du bei der Grabstatt Rachels an der Markgrenze Binjamins, in Zelzach, zwei Männer finden, die werden zu dir sprechen: Die Eselinnen, die zu suchen du ausgingst, sind gefunden, schon aber hatte dein Vater die Sache der Eselinnen fahren lassen und sorgte um euch, sprechend: Was soll ich um meinen Sohn tun? [3] Wanderst du dann weiter, wirst du zur Gotteseiche von Tabor kommen, dort werden dich drei Männer finden, die zu Gott nach Bet-El aufsteigen, einer trägt drei Böcklein, einer trägt drei Brotlaibe, einer trägt einen Zuber Weins, [4] die werden dir Frieden wünschen, sie werden dir zwei Brote geben, nimm sie aus ihrer Hand. [5] Danach wirst du zum Gotteshügel kommen, wo die Weihpfosten der Philister sind, es wird geschehen, wann du dorthin, in die Stadt kommst: du wirst auf eine Bande von Kündern treffen, die von der Koppe herabschreiten, vorauf ihnen Harfe, Pauke, Flöte und Leier, und sie künden einher. [6] SEIN Geistbraus wird über dich geraten, du wirst einherkünden mit ihnen, verwandelt bist du in einen andern Mann. [7] Es soll geschehn, wenn dir diese Zeichen gekommen sind: tu du, wies deiner Hand sich findet, denn Gott ist bei dir. [8] Schreitest du einst aber vor mir nach Gilgal hinab, wohlan, ich schreite hinab zu dir, Darhöhungen zu höhen, Friedschlachtmahle zu schlachten, - ein Tagsiebent warte, bis ich zu dir komme und dir bekannt gebe, was du tun sollst. [9] Es geschah: er wandte kaum seine Schulter, von Schmuel zu gehen, schon wandelte ihm Gott ein anderes Herz ein, all jene Zeichen kamen desselben Tags. [10] Als sie dorthin, an den Hügel kamen, da: eine Bande Künder, ihm entgegen. Gottes Geistbraus geriet über ihn, er kündete in ihrer Mitte einher. [11] Es geschah: all seine Bekannten von vortags und ehgestern sahns: da kündete er mit den Kündern, das Volk sprach, jedermann zu seinem Genossen: Was nun ist aus dem Kischsohn geworden? ist auch Schaul unter den Kündern? [12] Jemand von dort antwortete, er sprach: Und wer ist deren Vater?! Daher ist es zum Gleichnis geworden: Ist auch Schaul unter den Kündern? [13] Vollendet hatte er einherzukünden, er kam auf die Koppe. - [14] Schauls Oheim sprach zu ihm und zu seinem Jungknecht: Wohin seid ihr gegangen? Er sprach: Die Eselinnen zu suchen, wir sahn, daß es nichts damit war, - wir kamen zu Schmuel hin. [15] Schauls Oheim sprach zu ihm: Melde mir doch, was hat Schmuel euch zugesprochen? [16] Schaul sprach zu seinem Oheim: Vermeldet hat ers uns, vermeldet, daß die Eselinnen gefunden sind. Aber die Rede vom Königtum meldete er ihm nicht, die Schmuel gesprochen hatte. [17] Schmuel ließ das Volk zu IHM nach Mizpa zusammenschrein, [18] er sprach zu den Söhnen Jissraels: So hat ER gesprochen, Jissraels Gott: Ich selber habe Jissrael aus Ägypten heraufgebracht, gerettet habe ich euch aus der Hand Ägyptens und aus der Hand aller Königreiche, die euch bedrückten. [19] Ihr aber habt heut euren Gott verworfen, ihn, der euch Befreier aus all euren Übeln und Ängsten ist, und sprachet: Nein, sondern einen König setze über uns! Jetzt also tretet vor IHN nach euren Stäben und nach euren Tausendschaften! [20] Schmuel ließ alle Volksstäbe Jissraels nahn, gegriffen wurde der Stab Binjamin, [21] er ließ den Stab Binjamin nach seinen Sippen nahn, gegriffen wurde die Matrisippe. Gegriffen wurde Schaul Sohn Kischs. Sie suchten ihn, aber er war nicht zu finden. [22] Sie befragten IHN nochmals: Ist noch ein Mann hierher gekommen? ER sprach: Wohl, er hat sich beim Zeug versteckt. [23] Sie liefen hin und nahmen ihn von dort mit, er trat in die Mitte des Volks, er ragte aus allem Volk, von seiner Schulter aufwärts. [24] Schmuel sprach zu allem Volk: Habt ihr ihn gesehn, den ER erwählt hat, daß keiner ihm gleich ist in allem Volk? Sie lärmten auf, alles Volk, und sprachen: Der König lebe! [25] Schmuel redete zum Volk: das Recht des Königtums, er schriebs in ein Buch, das legte er nieder vor IHN, und Schmuel schickte fort alles Volk, jedermann nach seinem Haus. [26] Auch Schaul ging nach seinem Haus, nach Giba, und mit ihm gingen die Tüchtigen, deren Herz Gott angerührt hatte. [27] Heillose Buben aber sprachen: Wie will uns der befrein! Sie spotteten sein und ließen Spende ihm nicht zukommen. Er aber war wie ein Tauber.